Das Areal um den Potsdamer Platz war bis zum Mauerfall im Jahr 1989 eine der größten Brachen West-Berlins. Der Berliner Senat kaufte ungenutzte Grundstücke auf und riss einzelne Gebäude ab. So auch das ehemalige Vergnügungs-und Gaststättenbetrieb Haus Vaterland, dessen Bauskelett noch am Horizont von Wilds Grafik auftaucht. Aufgrund seines bedeutungsschweren Namens griffen viele Künstler*innen das Bauwerk als Metapher für den Zustand Deutschlands auf. Mathias Wild schaut in seiner Farbradierung aus der Ferne über einen Schutthaufen hinweg auf die Ruine, vor der die Maueranlage zu erkennen ist. Die monochrome, kupferrote Bildfärbung trägt zu einer bedrückenden Stimmung bei. Perspektivisch müsste der oder die Betrachter*in sich für diesen Ausblick im Todesstreifen befunden haben. Es gab jedoch Aussichtstürme für Touristen, von denen man in den Osten blicken konnte. Mathias Wild wurde 1946 in der Schweiz geboren und lebte und arbeitete seit den 1970ern in Berlin. Er folgte keinen klassischen Bildformeln, was sich in der vorliegenden Arbeit an der Überbetonung von vermeintlich nichtssagenden Schuttbergen und Brachen in fast zwei Dritteln des Motives bemerkbar macht.
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