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Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg Gemäldesammlung [GK I 8863]
Gärtner, Eduard: Kronprinzenpalais und Neue Wache in Berlin, 1853, GK I 8863. (Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg / Handrick, Roland (1996) (CC BY-NC-SA)
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Kronprinzenpalais und Neue Wache in Berlin

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Beschreibung

Das 1853 entstandene Gemälde Eduard Gaertners lässt den Blick der Betrachter:innen über die Prachtallee „Unter den Linden“ und die dort befindlichen Bauten im Zentrum Berlins schweifen. Der Künstler wählte mit Bedacht eine Perspektive, die – ausgehend von einem Standpunkt neben der Neuen Wache – ein "königliches" Panorama zeigt. Obwohl es sich auf den ersten Blick vermeintlich um eine reine Stadtvedute handelt, ist es dennoch gleichzeitig ein Gemälde mit politischer Aussage: Hier wird das Herrscherhaus als Gewährleister von Kontinuität und Stabilität inszeniert und als Beschützer des Vaterlandes gefeiert. Gezeigt wird das Ensemble von Berliner Schloss (der traditionellen Residenz der Hohenzollern), dem Zeughaus und dem Kronprinzenpalais (Königliches Palais Unter den Linden, dem Hauptwohnsitz des 1840 verstorbenen Königs Friedrich Wilhelm III.). Gaertner gibt ein geschäftiges Treiben wieder: Berliner Bürger:innen gehen ihrem Alltagsgeschäft nach oder flanieren die Prachtallee entlang und sinnieren vor der Neuen Wache. Diese wurde 1816 unter König Friedrich Wilhelm III. zunächst als Haupt- und Königswache errichtet und diente gleichzeitig als Ort der Erinnerung an die Gefallenen der Befreiungskriege. Diese Bedeutung wurde durch die Aufstellung von Statuen der Generäle von Scharnhorst und Bülow vor der Wache im Jahr 1822 verstärkt. Auch die im Bild hell vom Sonnenlicht erfassten Statuen auf der Schinkelschen Schlossbrücke erinnerten an die Befreiungskriege. Sie thematisierten die Entwicklung junger Helden zu Verteidigern des Vaterlandes. Das Gemälde Gaertners inszeniert eine Einheit von Monarchie und Bürgertum in Frieden und Wohlstand nach den vergangenen militärischen Erfolgen und dem Sieg über die französische Armee. Da diese Einheit jedoch in der Realität der 1850er Jahre nicht gegeben war, war eine Erinnerung an erfolgreichere Zeiten vonnöten. Die liberal-demokratischen Revolutionsereignisse von 1848/1849 lagen nur wenige Jahre zurück. König Friedrich Wilhelm IV. der sich auf die Taten und Erfolge seiner Vorfahren berief, eher künstlerisch als politisch interessiert und gerade innenpolitisch wenig erfolgreich war, hielt an der nicht mehr zeitgemäßen absolutistischen Herrschaftsform ohne eine Möglichkeit der parlamentarischen Mitbestimmung fest. Im Bild Gaertners hat die Inszenierung der Denkmäler der Neuen Wache und der neuen Kuppel des Berliner Schlosses (die erst ab 1845 nach Plänen Friedrich August Stülers geschaffen worden war), eine politische Dimension. Die Schlosskuppel bildet gemeinsam mit dem Denkmal des siegreichen Generals von Bülow vor der Neuen Wache, dem Zeughaus und dem Kronprinzenpalais das kompositorische Zentrum des Bildes und verweist auf die inhaltliche Hauptaussage der Darstellung: So beschwört das Gemälde Gaertners in einem Rückgriff auf frühere Zeiten die militärischen Erfolge seines großen Förderers König Friedrich Wilhelm III. und zeigt gleichzeitig den Stolz auf das sich wandelnde Berlin. Bereits in den 1820er und 1830er Jahren hatten Maler wie unter anderem Wilhelm Brücke Ansichten des Berliner Zentrums und der Straße „Unter den Linden“ geschaffen. Während diese Maler meist reine „Architekturporträts“ schufen, gelang Gaertner eine Einheit aus einer äußerst aktuellen und akkuraten Darstellung der Stadt mit einer politischen Aussage. Gleichzeitig verband er diese in gelungener Weise mit seinem feinen Gespür für die Wiedergabe atmosphärischer Stimmungen. Das intensive Sonnenlicht, das Schloss, Kronprinzenpalais und Zeughaus in ein goldenes Licht taucht, wird in überzeugender Weise als Bedeutungsträger verwendet. Heute kann das Gemälde im Schloss Charlottenburg betrachtet werden. Eine vergleichbare Darstellung Gaertners aus dem Jahr 1849 befindet sich in der Hamburger Kunsthalle.

Georg Friedrich Prinz von Preußen, ehemals Hohenzollernmuseum, SPSG

Dr. Alexandra Nina Bauer (2022)

Material/Technik

Öl auf Leinwand

Maße

ohne Rahmen: Höhe: 59.50 cm Breite: 119.00 cm

Literatur

  • Berliner Biedermeier. Malerei und Grafik aus den Sammlungen der Staatlichen Schlösser und Gärten Potsdam-Sanssouci, bearb. v. Gerd Bartoschek, Ausstellung, Potsdam, Kulturhaus Hans Marchwitza, 1973; Frankfurt O., Bezirksmuseum Viadrina, 1974, Potsdam 1973. , S. 44, Nr. 19
  • Eduard Gaertner 1801-1877hrsg. v. Dominik Bartmann, Ausstellung, Berlin, Stiftung Stadtmuseum, 2001, Berlin 2001. , S. 257, Abb. 181
  • Macht und Freundschaft. Berlin - St. Petersburg 1800-1860. Begleitbuch zur Ausstellung, bearb. v. Antonia Meiners, Leipzig 2008. , S. 154, Farbabb. 17 S. 155
  • Schloss Charlottenburgbearb. v. Margarete Kühn / Helmut Börsch-Supan, 7. Aufl., Berlin 1982 (Amtlicher Führer), 1986. , S. 76
  • Schloss Charlottenburghrsg. v. Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, 9. Aufl., Potsdam 2002 (Amtlicher Führer). , S. 228
  • Schloss Monbijou. Hohenzollern-Museum. Amtlicher Führer, 2. Aufl., Berlin 1930. , S. 15 (pauschal erwähnt)
  • Unter den Linden. Berlins Boulevard in Ansichten von Schinkel, Gaertner und Menzel, hrsg. v. Birgit Verwiebe, Ausstellung, Berlin, Staatliche Museen zu Berlin und Stiftung Stadtmuseum Berlin, 1997, Berlin 1997. , S. 172, Kat. 55, Farbabb. S. 173
  • Wirth, IrmgardBerliner Malerei im 19. Jahrhundert. Von der Zeit Friedrichs des Großen bis zum Ersten Weltkrieg, Berlin 1990. , S. 187
  • Wirth, IrmgardEduard Gärtner. der Berliner Architekturmaler, Frankfurt am Main 1978. , S. 236 Nr. 84
Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg

Objekt aus: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg

Die Hohenzollern ließen ab dem 17. Jahrhundert neben ihrer Hauptresidenz in Berlin verschiedene Schloss- und Gartenanlagen in der Havellandschaft bei...

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