Diese Szene wird als 'Caritas Romana' bezeichnet, in der Pero ihrem Vater die Brust gibt, um ihn vor dem Hungertod im Kerker zu retten. Die Geschichte geht auf eine antike Erzählung zurück, die in einer Schrift des römischen Schriftstellers Valerius Maximus (1. Jh. n. Chr. zur Zeit Kaiser Tiberius) überliefert ist. Vor allem im 16. und 17. Jahrhundert wird die Geschichte als Zeichen der Kinderliebe in zahlreichen Stichen, Gemälden und Kleinplastiken wiedergegeben.
Als Orientierung für diese Arbeit kann ein Stich von Hans Sebald Beham (B74), datiert 1544, angenommen werden. Die seitenverkehrte Wiedergabe der Personen und die Kleidung muss als eine zeitgenössische Variation des Meisters ›WW‹ gesehen werden. Der mit ›WW‹ signierende Monogrammist konnte bisher nicht eindeutig zugeordnet werden. Diese Arbeit wird in der Forschung als selbständig beschrieben und schreibt sie den Umkreis des süddeutschen Meisters Leonhard Kern zu. Seine Arbeiten zeichnen sich durch kräftige, naturalistische Formen aus. Auch die Darstellung der Pero mit ihrer großen Nase, den strengen Gesichtszügen und dem ordentlich gelegten Haar lassen an Kerns Arbeiten denken. (S. Schmidt)