Dieser reich verzierte Holzstuhl wurde vor Jahrzehnten auf der Straße gefunden und ins Museum gebracht. Seine tatsächliche Herkunft ist unbekannt. Er könnte aus dem ehemaligen Herrenhaus der Domäne Lebus stammen, dass unter den Nationalsozialisten zum Ende des Zweiten Weltkrieges für die Auslagerung von Objekten, unter anderem auch aus dem Museum für Ur- und Frühgeschichte in Berlin, genutzt wurde.
Das Herrenhaus war nach Auflösung der Domäne von der Stadt übernommen worden. Hier waren nach 1918 Schulräume untergebracht, ab 1924 der erste Lebuser Kindergarten und eine Obstsafterei und schließlich wurde das Gebäude in Absprache mit dem bedeutenden Archäologen Professor Wilhelm Unverzagt (1892–1971) vom Museum für Ur- und Frühgeschichte 1938 auf zehn Jahre verpachtet, nun zu Forschungszwecken und museal genutzt. Im Unterschoss befanden sich Ausstellungs- und Seminarräume, im Obergeschoss Dienstwohnungen. Die Ausgrabungen hier am Bischofssitz Lebus ab 1938 waren ein Steckenpferd von Prof. Unverzagt, der ein besonderes Interesse an Burgwällen an der Oder hatte. Im Gebäude war ab 1944 auch die Verwaltung der „Forschungsstelle Lebus“ untergebracht, die mit Waffenentwicklung befasst war. Das Gebäude wurde 1945 geplündert. In diesem Zuge könnte der Stuhl wohl – wie andere Objekte auch – den Besitzer gewechselt haben.
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