Von verschiedenen Soester Fundstellen stammen grün glasierte Blattkacheln. Sie gehörten zu äußerst repräsentativen Kachelöfen. Diese standen sicherlich als exklusive Ausstattungsstücke in einer besonderen Stube und sind Zeugnis des gehobenen Wohnstandards.
Auf Blattkacheln waren architektonische Motive beliebt. So ist auf unserer Kachel ein gotisches Kirchenfenster mit Verglasung dargestellt – man erkennt deutlich die Butzenscheiben – das von einem Architekturrahmen eingefasst wird. Meist werden auf der Schauseite jedoch biblische Szenen dargestellt. Es liegen zwar auch alttestamentarische Bildthemen wie die Geburt Evas vor, aber besonders beliebt waren Darstellungen aus dem Neuen Testament wie Szenen aus der Passion Christi oder etwa das Gleichnis von der Auszahlung und der Heimkehr des verlorenen Sohnes. Einige Kacheln tragen die Sockelinschrift „HANS BERMAN 155X“, so dass die Form für die Kacheln in den 50er Jahren des 16. Jahrhunderts hergestellt wurde und die Kacheln in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts produziert wurden. Berman-Kacheln wurden weit verhandelt und sind zwischen der Schweiz und Schweden gefunden worden. Ein Verbreitungsschwerpunkt befand sich in Mitteldeutschland. Die Werkstatt wird im Raum Gießen vermutet und Berman-Kacheln gehörten zu den beliebtesten Kachelprodukten ihrer Zeit.
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