Westerwald zweite Hälfte 17. Jahrhundert
Steinzeug, grauer Scherben, salzglasiert, aufgebaut aus einzelnen Elementen, Kobaltbemalung
Vergleichbare Exponate:
MAK Köln, Kat. 727, 728 (herzförmig), 729 (rund)
Victoria & Albert Museum, London, Inv. Nr. 298-1890 (halbrund)
Literatur:
Gaimster, S. 55, 126, 252
Die Fertigung von Schreibzeugen gab den Töpfern Gestaltungsmöglichkeiten an die Hand, die sie bisher in dieser Freiheit noch nicht gekannt hatten. Bei den rechteckigen
kastenförmigen Schreibzeugen noch an die in Metall schon bekannten Formen angelehnt, sind sie manchmal von diesen
vollkommen abgewichen und haben sich in eleganteren Formen versucht.
So finden wir hier ein kleines Schreibzeug in runder Form, in das Federhalter und Tintenfässchen eingebaut sind. Das Ganze ist mit großer Sorgfalt dekoriert.
Dabei hat man in der Hauptsache von kleinen Stempeln Gebrauch gemacht und auch vier kleine Frauenköpfe in die Außenwand eingefügt. Die Außenwand ist mit Kehlen und leichten Wülsten am Boden und Rand unterteilt, was dem ganzen Objekt eine gewisse Leichtigkeit gibt.
Es fehlt jedoch ein herausnehmbares Tintenfässchen, Sandstreuer und ausreichende Ablage für anderen Zubehör. Die Annahme liegt nahe, dass das Schreibzeug nur der Dekoration dienen sollte und möglicherweise für eine junge Dame bestimmt war. Da keine Gebrauchsspuren zu erkennen sind, ist anzunehmen, dass das Schreibzeug nie in Gebrauch war.
Bei den o. g. Schreibzeugen im MAK Köln haben die Töpfer sich für die Gestaltung in Herzform und auch in Rund, aber geschlossener Form entschieden.
Bei dem runden Objekt Kat. Nr. 729 wird schon ausgiebig von der Redtechnik Gebrauch gemacht, was drauf hindeutet, dass dieses nach 1700 hergestellt wurde.
Das Herzförmige jedoch dürfte aufgrund seiner Dekorationsart mit Stempel und Auflagen noch in das 17. Jh. zu datieren
sein.
Das Schreibzeug im Victoria & Albert Museum ist halbrund und hat über die ganze Außenwand ein Fries, der bereits auf Raerener Steinzeug Verwendung fand (Mennicken: Bauern, Götter und Heilige, S. 17). Gaimster hat dieses Schreibzeug auf ca. 1620 datiert, womit dieses eines der frühesten sein dürfte (Gaimster S. 257).
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