Westerwald, erste Hälfte 18. Jh.
Steinzeug, grauer Scherben, salzglasiert, Bemalung mit Kobaltsmalte, frei gedreht.
Vergleichbare Exponate:
keine
Literatur:
keine
Die Kugebauchform ist wahrscheinlich fast so alt wie die Töpferei selbst. Sie wird sich alleine schon aus Gründen der Zweckmäßigkeit bei der Herstellung, des Brandes und auch der Verwendung mehr oder weniger von selbst angeboten haben. Bei uns findet man sie unter der Römischen Keramik, so oft wie in der Fränkischen, der Pingsdorfer Irdenware, wie beim frühen Rheinischen Steinzeug.
Als dekorativ gestalteten Gebrauchsgegenstand fand die Kugelform jedoch erst um die Mitte des 17. Jh. Verwendung. Falke schreibt, dass um 1670 die gedrungene Kugelbauchform in den Vordergrund getreten sein (II/S. 106).
Auf S.99 sind jedoch Kugelbauchkrüge abgebildet, die er Anfang 17. Jh. datiert. Da diese Krüge in einer größeren Zahl auf dem ehemaligen Grundstück des Johann Kalb in Grenzau von Zais gefunden wurden und dieser sein Haus erst 1621 gebaut hatte, ist die Mitte des 17. Jh. eher wahrscheinlich als die Datierung dieses Krugstiles.
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts begann man, der Ritztechnik - dem "Redmachen" - einen immer breiteren Raum zu geben. Dies geschah auf Kosten der Beläge in der verschiedensten Form: die floralen Stempelauflagen, die aufgelegten Friese und die meisten Verzierungen mittels vorgefertigter Form verschwanden von den Gefäßen dieser Zeit.
Die Ritztechnik wurde weiter entwickelt und bald erschienen neben floralen Ranken auch Tiere, wie in dem Fall des hier vorgestellten Kruges ein springender Hirsch. Die Anordnung auf dem Gefäßkörper ist recht ausgewogen und wirkt sehr gefällig. Die Ranken lassen etwas von dem Schwung vermissen, wie man sie auf Krügen begabterer "Redmacher" bzw. "Redmacherinnen" findet.
Die Ausmalung in Kobaltblau ist sehr sorgfältig ausgeführt.
Der gerillte, zylindrische, mit manganviolett ausgemalte Hals hat schon jene Form, wie man sie an den späteren Krügen der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts findet.
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