FgI Komplex C
Kerbspitzen und Blattspitzen sind die flächenretuschierten Leitformen des mittleren Jungpaläolithikums in Westeuropa, wobei die Solutréenspitzen feiner als im Aurignacien gearbeitet sind. Kerbspitzen gleichen typologisch den Blattspitzen, unterscheiden sich aber von diesen durch die asymmetrische Basis, von der an einer Längskante eine kräftig herausgeschlagene Kerbe ausgeht. Der katalanische Typ in Ostspanien hat eine beidseitige Kerbung mit einem symmetrischen Mittelstiel. Viele quer zerbrochene Spitzen mit vorhandener Basis deuten darauf hin, dass die Kerbspitzen als Speerspitzen zu deuten sind. Aber auch die Bestimmung als Dolch, Messer zum Glätten von Pfeilschäften oder als Riemenschneider ist möglich.
Am Ende des Jungpaläolithikums war das Federmesser (auch Rückenmesser, Rückenspitze oder Azilienspitze) ein häufiger, aus Feuerstein gefertigter Werkzeugtyp. Es ist die archäologische Leitform des Azilien bzw. der Federmesser-Gruppen. Das Prinzip des Rückenmessers – der gestumpfte Rücken für eine Klebeschäftung – tritt erstmals im Gravettien (regional Pavlovien) auf, wo diese meist als Gravette-Klinge oder bei spitz zulaufendem Ende als Gravette-Spitze bezeichnet werden.
Federmesser (Rückenspitzen) bestehen aus einer Klinge, deren eine Längsseite durch eine Kantenretusche konvex gebogen und zugleich stabilisiert wurde. Mit den geraden Längskanten wurden zwei Federmesser gegenüberliegend in einen hölzernen Pfeilschaft eingeklebt. Im Pfeilschaft wurden dafür gegenständig zwei Kerben angelegt und die Federmesser mit Birkenpech eingeklebt. Obwohl kein vollständiger Pfeil aus dem Azilien erhalten ist (wohl aber Reste des Schäftungspechs auf den Federmessern), kann mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden, dass diese paarweise als Pfeilspitzen verwendet wurden.
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