Zur Werkgruppe “Burg Giebichenstein“
Eine umfassende Werkgruppe von Gerda Leo ist in den Kontext der heutigen “Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle“ zu stellen. Hier studierte sie, experimentierte das erste Mal intensiv mit der Fotografie, erhielt erste Aufträge und arbeitete für die Fotoklasse als Hans Finslers Assistentin. Und natürlich war sie Teil der Studierenden: Fotografierte Freunde und Kommilitonen, fertigte Werkreproduktionen der anderen Werkstätten und Klassen, nahm Ateliers und andere Räumlichkeiten oder Gebäude auf. So sind Leos Fotografien mit thematischen Bezug zur Burg auch als Chronik der Kunsthochschule zu sehen. Stilistisch betrachtet sind diese Aufnahmen auch dem “Neuen Sehen“ verhaftet. Das Wesentliche der Dinge oder Situationen kehrte sie mittels ungewöhnlicher Perspektiven, Spielen von Licht und Schatten, von Schärfe und Unschärfe heraus.
Zum Motiv “Burg Giebichenstein mit Brücke über Die Saale. Halle a/S.“
Die Kröllwitzer Brücke wurde nach den Plänen von Clemens Vaccano und Adolf Heilmann unter künstlerischer Mitwirkung von Paul Thiersch, dem ersten Direktor der halleschen Kunstgewerbeschule, in den Jahren 1926–28 errichtet. Von Gerhard Marcks, Thierschs Nachfolger, stammen die beiden monumentalen Tierplastiken - Pferd und Kuh - auf den Wellenbrechern.
Zwei Jahre nach Fertigstellung der Brücke und nachdem ihr Lehrer Hans Finsler das Motiv mehrfach fotografierte, widmete sich auch Gerda Leo der Kröllwitzer Brücke. Während Finsler den Fokus auf Brücke und Fluss legte, nahm Leo das Gesamtensemble mit der auf dem Felsen thronenden Burg Giebichenstein auf – dem Ort ihrer künstlerischen Ausbildung, ihrer ersten Jobs und Aufträge. Die gewählte, umfassende Perspektive ermöglichte Leo das Zusammenspiel der Steinarchitekturen in der gestalteten Landschaft, dem heutigen Riveufer, aufzuzeigen.
Schenkung Gerda d'Oliveira-Leo, Amsterdam
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