Die kolorierte Aquatinta-Radierung zeigt die Kapelle des Einsiedlers Niklaus von Flüe (1417-1487) in der Ranftschlucht im heutigen Kanton Obwalden (früher Kanton Unterwalden) in der Schweiz. Der wohlhabende Bauer und Ratsherr Niklaus von Flüe verließ mit 50 Jahren seine Familie, um Einsiedler zu werden. Nach einer Vision während seiner Pilgerreise ließ er sich unweit seines Hauses im Ranft als Einsiedler Bruder Klaus nieder. Die an seine Klause angebaute Kapelle wurde rasch zu einem Wallfahrtsort. 1947 wurde Nikolaus von Flüe heiliggesprochen.
Die Grafik wurde von Johann Hürlimann nach einer Vorlage von Gabriel Lory dem Jüngeren angefertigt. Sie ist Teil einer Serie von 37 Tafeln, die 1829 in einem Reiseführer zur Schweiz erschienen: "Souvenirs de la Suisse, ou, Recueil de vues remarquables pour faire suite au Voyage pittoresque dans l'Oberland bernois". Gabriel Lory der Jüngere zählt wie sein Vater Gabriel Lory der Ältere zu den so genannten Schweizer Kleinmeistern. Diese waren vor allem für romantisierende, pittoreske Landschaftsschilderungen bekannt, die meistens als Druckgrafiken in handlichen Formaten vertrieben wurden, um den im Zuge des aufkommenden Alpentourismus steigenden Bedarf an bildlichen Reiseandenken zu decken. [Johanna Kätzel]
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