Illustration zu Clemens Brentanos "Die mehreren Wehmüller und ungarischen Nationalgesichter". Die komische Erzählung mit allerlei Verwicklungen ist in der Schenke eines kroatischen Dorfes angesiedelt, wo man sich die Zeit mit dem Erzählen von Geschichten vertreibt. Für die Darstellung wählte Steinle den Zug der Gäste aus der Tscharda zum Schloss des Vizegespan, ein Sujet, das er bereits 1853/54 als großformatiges Wandbild für das Clemenszimmer im Haus Carl von Guaitas ausgeführt hatte (Ausst.-Kat. München/Neuss 2018, Abb. 6, S. 122). Im Gegensatz zu der früheren Version, bei dem der Tross einem Hochformat einbeschrieben ist und sich von einer Hügelkuppe herab auf den Betrachter zubewegt, ordnet er die Figuren hier horizontal in einer Bewegung von rechts nach links auf dem Papier an. Dabei folgt er wie bereits einige Jahre früher eng der Erzählung Brentanos: "Michaly aber nahm seine Violine und spielte lustig vor der Gesellschaft her, die dem Edelmanne folgte. Unterwegs gab es viele Aufklärungen und Herzensergießungen. Devillier und Mitidika hatten ihre Neigung bald zärtlich erneuert und gingen Arm in Arm, dann aber folgten die drei Wehmüller, Tonerl in der Mitte, und die andern gingen hinterdrein über das Stoppelfeld." Zu dem Realismus der Darstellung passt, dass der Künstler den literarischen Gestalten porträtähnliche Züge verlieh. Er selbst porträtierte sich als Maler Froschauer, dem rechten der drei "Wehmüller". NSt