Sowohl die Muttergottes als auch der tote Christus, den sie hält, sind zum größten Teil aus einem einzigen Block Elfenbein herausgearbeitet worden. Die Stigmata des Christuskörpers sind als glatte Durchbohrungen ausgeführt. Maria steht aufrecht mit leicht in den Nacken gelegtem Kopf und zum Himmel emporgerichtetem Blick. Sie hält vor sich den Körper ihres toten Sohnes an Schulter und Brustkorb. Der leblose Christus wird von Maria scheinbar ohne Mühe gehalten. Sein Kopf ist leicht nach vorne geneigt und nach rechts gedreht, die Arme hängen parallel zum Oberkörper herab, während unterhalb des einfach verknoteten Lendentuchs die Beine angewinkelt schräg nach links hinten gerichtet mit der Oberseite der Fußspitzen den Boden nur knapp zu berühren scheinen. Der Körper ist bis in Details wie den Adern der Arme durchgebildet, ein Gestaltungsmerkmal, das sich auch bei Maria in Einzelheiten wie etwa den Zähnen, die im halbgeöffneten Mund zu sehen sind, oder den Pupillen, die in der Oberfläche des Augapfels leicht eingetieft sind, feststellen lässt. Der hier vorliegende Typus der Pietà mit dem vor der aufrecht stehenden Madonna schwerelos schwebenden Christus ist eine Bilderfindung der Renaissance. Als eines der berühmtesten Beispiele kann Michelangelos in den Jahren 1540-64 begonnene, aber leider nie vollendete Pietà Rondanini, die heute in Mailand aufbewahrt wird, angeführt werden. Stilistisch leitet sich dieser her von der Engelspietà, bei der ein oder mehrere Engel den toten Christus halten, und von den als "Not Gottes" bezeichneten Darstellungen Gottvaters, der seinen toten Sohn dem Betrachter darbietet.
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