Mit über drei Metern Höhe beeindruckt das monumentale Kruzifix vor allem durch das zur Schau gestellte Leid von Jesus Christus. Gelenke, Knie, Köchel und Schulterpartie des Körpers sind betont naturalistisch herausgearbeitet, die Rippenzüge zeichnen sich ab, die geschwollenen Adern sind scheinbar mit Blut gefüllt. Die drastische Gestaltung rückt den Tod Christi in den Mittelpunkt und fordert den Betrachter auf, Schmerz, Leid und Tod mitzuempfinden. |Als Zentralbild des christlichen Glaubens veranschaulicht das Kruzifix (lateinisch: cruzifixus, der Gekreuzigte) den Opfertod Christi zur Erlösung der Menschen. Frühe mittelalterliche Kruzifixe zeigen Christus als triumphierenden Herrscher, der den Tod überwunden hat. Mit der Gotik setzt sich die Darstellung des sterbenden oder bereits gestorbenen Christus durch, die Füße übereinander gelegt, mit nur einem Nagel durchschlagen, das Haupt leidend geneigt und mit Dornen bekrönt. Dieser Ausdruck wird in spätgotischer Zeit noch einmal gesteigert. Der Körper des Gekreuzigten erscheint ausgezehrt und mit Wundmalen übersät, das Gesicht mit schmerzverzerrten Zügen oder leichenhaft erstarrt.
Durch eine Rechnung aus der Zeit 1476-1483, in der die Begleichung von „XXVII Gulden vor das Cruczefix, das vor dem frumesser altare stehet“ ist die Entstehungszeit des Werkes gesichert. Mit „frumesser altar“ ist der Kreuzaltar gemeint, an dem die Frühmesse zelebriert wurde. Er war einer der ältesten Altäre der mittelalterlichen Marienkirche (heute Zwickauer Dom) und befand sich ehemals in der „Mitte der Kirche“ zwischen Langhaus und Chor, wurde aber wegen der Errichtung des neuen Hochaltares 1479 in die Kreuzkapelle verlegt. Eine Erneuerung des Kruzifix‘ im Jahr 1680 ist überliefert. Erst während der Innenerneuerung der Kirche in den Jahren 1839-41 wurde es in die sogenannte Götzenkammer verbannt.
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