Längliches Fläschchen aus dickwandigem, farblosem Glas mit leicht rechteckigem Querschnitt. Der verdickte Boden sowie die beiden Breitseiten sind mit vier nebeneinander gesetzten Kehlschliffen strukturiert und mit emailgemalten Rauten, alternierend in Rotbraun und Blau verziert, die von einem weißen Punktdekor gerahmt werden. Darüber gelegt sind weitere Rauten in Gold und Kreise, die Schmalseiten tragen eine weiße Linie aus Punkten, Boden- und Mündungsrand ebenfalls vergoldet. Die Emailbemalung und die Vergoldung sind durch häufigen Gebrauch berieben.
Dieser Stabflakon stammt aus den Anfangsjahren der kommerziellen Parfümherstellung. Zwei Beispiele mit ähnlichem Dekor verwahrt das Europäische Flakonglasmuseum in Kleintettau (Dank an Sandro Welsch für diesen Hinweis). Als Stöpsel diente wohl ein kleiner Korken mit Metallfassung, der bei einem der bei einem der Kleintettauer Exemplare noch vorhanden ist (Sammlung Siegrid Schölke). Der Typ dürfte aus Böhmen stammen vom Anfang des 19. Jahrhunderts. Das dortige Glasgewerbe war in der Lage, größere Mengen komplex veredelter Hohlgläser zu produzieren. Aus heutiger Sicht mag überraschen, dass eine Art Serienprodukt derart aufwendig verziert wurde. In Böhmen existierte hingegen damals ein riesige Anzahl privater Werkstätten und Manufakturen, die wegen der großen Konkurrenz zu für die Besteller günstigen Konditionen liefern konnten. Unser Flakon gehört zum Altbestand, die Objektgeschichte ist nicht überliefert. [Verena Wasmuth]
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