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Landesmuseum Württemberg Schausammlung "LegendäreMeisterWerke. Kulturgeschichte(n) aus Württemberg"

Schausammlung "LegendäreMeisterWerke. Kulturgeschichte(n) aus Württemberg"

Anlässlich des 150-jährigen Gründungsjubiläums eröffnete das Landesmuseum Württemberg im Mai 2012 die Schausammlung "LegendäreMeisterWerke. Kulturgeschichte(n) aus Württemberg" im Alten Schloss. Mit über 1000 Werken aus 80.000 Jahren bietet die Ausstellung einen chronologischen Rundgang durch die Kulturgeschichte der Region. Hier finden Sie eine Auswahl der ausgestellten Objekte.

[ 398 Objekte ]

Zwischenfutter aus Hirschgeweih

Die sogenannten Zwischenfutter wurden bei der Beilschäftung verwendet. Die Beilklingen aus Felsgestein wurden in den Zwischenfuttern und diese dann über den Zapfen im Holm fixiert. Hirschgeweih besitzt eine hohe Dämpfung und so konnte beim Fällen der Bäume die auf das Beil wirkende Kraft verringert und die Lebensdauer von Klinge und Holm verlängert werden. Durch den abgesetzten und auf dem Holm aufliegenden Bereich der Fassungen wurde der Druck zusätzlich auf eine breitere Fläche verteilt. Die Zwischenfutter sind in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt. [Fabian Haack]

Vollständige Dechsel

Vollständige Werkzeuge wie diese Dechsel aus Überlingen haben sich nur unter Luftabschluss in den Seeufersiedlungen am Bodensee oder in Oberschwaben erhalten. Diese exzellente Konservierung erlaubt uns einen einzigartigen Blick in die Lebenswelt der jungsteinzeitlichen Menschen und ist ein Grund, warum die Pfahlbausiedlungen seit 2011 Teil des kulturellen Welterbes der Menschheit sind. Um die bei der Holzbearbeitung auf Beilklinge und Holzgriff wirkende Energie zu dämpfen, wurde ein Zwischenfutter aus Hirschgeweih zwischen beiden angebracht. Die Dechsel ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt. [Fabian Haack]

Grobe Töpfe

Um die Mitte des 4. Jahrtausends v. Chr. setzt am Bodensee ein kultureller Wandel ein, der sich anhand der Keramikgefäße deutlich ablesen lässt. Die Machart der jetzt steilwandigen Töpfe ist eher grob und auf Funktionalität ausgerichtet. Dies belegen auch die besonders dicken und speziell gemagerten Bodenplatten der Kochtöpfe, die die Hitze der Feuerstellen besonders gut aufnahmen. Die Gefäße sind in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt. [Fabian Haack]

Netzsenker

Sogenannte Netzsenker gehören zu den typischen Funden aus oberschwäbischen Pfahlbausiedlungen. Sie dienten dazu die Unterseite des Netzes zu beschweren, während die Oberseite durch Netzschwimmer aus Holz an der Seeoberfläche gehalten wurde. Im ruhigen Federsee eigneten sich besonders alte Keramikscherben für diese Funktion, die aufgrund des geringen Gewichtes und der großen Oberfläche nicht in den weichen Seegrund einsanken. Hin und wieder kamen jedoch auch Steine, wie das Exemplar auf dem Bild unten links, zum Einsatz. [Fabian Haack]

Eimer und Schalen aus Holz

Vollständige Behältnisse aus Holz erhalten sich selbst in Seeufersiedlungen nur selten. In Reute Schorrenried konnten in den frühen 1980er Jahren ein Eimer-artiges Gefäß aus und zwei kleinere, vollständig überarbeitete und polierte Schalen ausgegraben werden. Für die Herstellung verwendeten die Menschen häufig rissfestere Maserknollen, so auch für den Eimer (Eiche) und die kleinere Schale (Ahorn), während das dritte Stück aus einem Eschenstamm gefertigt wurde. Zwei der Holzgefäße sind in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt. [Fabian Haack]

Keramikgefäße

Bereits im Jahr der Entdeckung der Seeufersiedlung von Reute 1934 wurde durch die Altertümersammlung in Stuttgart eine erste Grabung vor Ort durchgeführt. Aber erst in den frühen 1980er Jahren fanden genauere Untersuchungen statt und das umfangreiche Fundmaterial belegt eindrücklich die Bedeutung der kleineren Seen und Moorflächen in Oberschwaben für die Besiedlung im 4. Jahrtausend v. Chr. Form und Verzierung der Keramik weisen deutliche Einflüsse aus dem Bodenseegebiet und aus Bayern auf. [Fabian Haack]

Gusstiegel

Die ältesten Kupfergegenstände in Südwestdeutschland und den angrenzenden Regionen stammen vom Beginn des 4. Jahrtausends v. Chr. Es handelt sich um Importe aus Ostmitteleuropa, denn hier ist Kupfer schon einige Zeit länger im Gebrauch. Nur wenige Jahrzehnte später lässt sich anhand von Gusstiegeln eine direkte Verarbeitung des neuen Metalls vor allem für die Pfahlbaudörfer zwischen Oberschwaben und Zürichsee nachweisen. Ein besonders eindrückliches Exemplar für diese neue Technologie ist der Tiegel vom Schreckensee nördlich von Ravensburg. Der Gusstiegel ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt. [Fabian Haack]

Sicheleinsätze

Sicheln gehörten seit dem Beginn des Ackerbaus zum festen Inventar der jungsteinzeitlichen Siedler. In der ersten Hälfte des 4. Jahrtausends v. Chr. wurden hierfür kleine Messer aus Feuerstein in einen gebogenen Holzschaft mit Griff eingesetzt und mit Birkenpech verklebt. Häufig weisen die Feuersteineinsätze einen typischen Glanz (Sichelglanz) auf der beim Durchschneiden der Getreidehalme entsteht Die Sicheleinsätze sind in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt. [Fabian Haack]

Kalksteinperlen und durchbohrte Tierzähne

Das Tragen von Schmuck an Körper und Kleidung gehört von Anfang an zu den grundlegenden menschlichen Bedürfnissen. Über die Art und die Zusammenstellung des ausgewählten Perlen, Ketten und Anhänger konnten sowohl Individualität als auch Gruppenzugehörigkeiten zum Ausdruck gebracht werden. Neben den für den Anfang des 4. Jahrtausends v. Chr. typischen röhrenförmigen Kalksteinperlen finden sich in der Feuchtbodensiedlung von Ehrenstein auch Schmuckgegenstände aus Eberzahnlammellen, Tierzähnen von Bär, Pferd und Fuchs, und Knochenanhänger. [Fabian Haack]

Keramikgefäße Goldberg-Gruppe

Die Höhensiedlung auf dem Goldberg im Nördlinger Ries spielt für die Siedlungsforschung in Südwestdeutschland eine wichtige Rolle. Auf der sich 60 m über die Riesebene erhebenden Hochfläche aus Süsswasserkalken ließ sich bei Ausgrabungen zwischen 1911 und 1929 eine Schichtenfolge von der Jungsteinzeit bis in die Eisenzeit nachweisen. Denn Umbruch vom Mittel- zum Jungneolithikum markieren dabei Gefäße bei denen sich die Verzierung aus umlaufenden Rillen und Einstichen weitgehend auf den Schulterbereich beschränkt. [Fabian Haack]

Keramikgefäß mit anthropomorpher Darstellung

Zu den wenigen Keramikgefäßen mit menschlichen Darstellungen aus der ersten Hälfte des 3. Jahrtausend v. Chr. gehört das Exemplar vom Goldberg. Zugleich ist der Goldberg namensgebend für die Kulturgruppe dieser Epoche, die sich vom Ries bis nach Oberschwaben erstreckt. Sie wird nach der zugehörigen Kulturschicht (Schicht III) Goldberg III Gruppe genannt. [Fabian Haack]

Kupferbeil

In der ersten Hälfte des 4. Jahrtausends v. Chr. tauchen zunächst Schmuckstücke und dann auch Werkzeuge aus Kupfer in den Siedlungen auf. Handelt es sich zunächst noch um reine Importe aus Ostmitteleuropa, lässt sich ab 3.800 v. Chr. eine lokale Produktion von Kupfergegenständen nachweisen. Typisch sind Flachbeile wie das Exemplar vom Goldberg. Das Kupfer selbst wurde allerdings weiterhin importiert, wie Metallanalysen zeigen größtenteils aus der Mondseeregion im Salzkammergut. Das Kupferbeil ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt. [Fabien Haack]

Keramikgefäß, Jadebeil und Silexdolch aus einem Großsteingrab

Das Großsteingrab von Jettingen-Unterjettingen gehört zu den wenigen megalithischen Anlagen aus dem Neckarraum und ist die einzige, aus der sich Grabbeigen erhalten haben. Eine Knickwandschüssel und vor allem das Jadeitbeil, die Spitzklinge aus nordschweizer Jurahornstein und die Dolchbruchstücke aus fränkischem Plattensilex verweisen auf weitreichende Austauschnetzwerke und stellen ausgewählte Prestigeobjekte dar. Sie lagen zusammen mit den Knochen eines 3-4 jährigen Kindes und Leichenbrand in einer kleinen, in ein trapezförmiges Podium aus Steinlagen eingelassenen Grabkammer. Die Grabbeigaben sind in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt. [Fabian Haack]

Äxte aus Ton

Aus Ton geformte Äxte sind sehr selten, deshalb ist es schwierig ihre ehemalige Funktion zu beurteilen. Sie sind nur sehr grob mit der Hand geformt, die verdickten Enden verweisen auf die zeitgleichen Knaufhammeräxte aus Felsgestein. Ob es sich um Gegenstände handelt, die in rituellen Handlungen Verwendung fanden oder einfach um Kinderspielzeug lässt sich kaum mehr beantworten. Die Tonäxte sind in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt. [Fabian Haack]

Grabenprofil

Wie tief und breit die beiden Gräben in Klingenberg in den anstehenden Löss eingegraben wurden, belegt ein sogenanntes Lackprofile, das von dem Originalschnitt auf der Grabung angefertigt wurde. Tatsächlich waren die Gräben ehemals 4-5 m tief, allerdings hat sich der obere Teil aufgrund starker Erosion nicht erhalten. Die beiden schwarzen Bändchen in der Verfüllung stammen von Holzbauten, die abbrannten und dann in den offenen Graben fielen. Das Grabenprofil ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt. [Fabian Haack]

Verzierter Tonkrug

Der Henkelkrug aus der mit der Verzierung aus mit einem Schraffurmuster ausgefüllten hängenden Dreiecken ist für das beginnende 4. Jahrstausend v. Chr. für den Neckarraum ungewöhnlich. Tatsächlich verweisen Form und Verzierung des Gefäßes auf die in Südfrankreich verbreitete Chasséenkultur. In Ilsfeld finden sich zahlreiche weitere Belege für die weitreichenden Beziehungen der dortigen Siedler. Der Tonkrug ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt. [Fabian Haack]

Trophäenschädel

Der sogenannte Trophäenschädel aus der Grabenanlage von Ilsfeld besitzt auf der Schädeloberseite eine von der Innenseite mit einem spitzen Gegenstand verursachte Perforation auf. Zudem wurde das Hinterhauptsloch künstlich erweitert, starke Verwitterungsspuren auf der Oberfläche bezeugen einen längeren Aufenthalt im Freien. Wahrscheinlich wurde der Schädel auf einem zugespitzten Holzpfahl aufgespießt am Grabenrand vor dem Eingang zur Siedlung zur Schau gestellt. Der Trophäenschädel ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt. [Fabian Haack]

Keramikgefäße

Während aus dem 4. und beginnenden 3. Jahrtausend v. Chr. zahlreiche Siedlungen überliefert sind, überwiegen im weiteren Verlauf des 3. Jahrtausends v. Chr. die Funde aus Gräberfeldern. Im Taubertals am südwestlichen Rand von Mainfranken finden sich zahlreicher solcher Friedhöfe. Häufige Beigaben sind kleine Keramikbecher oder Füßchenschalen, die mit umlaufenden Bändern aus schrägen Einstichen verziert sind. Die Füßchenschale und der kleine Becher auf der linken Seit sind in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt. [Fabian Haack]

Goldscheibe

Ab der Mitte des 5. Jahrtausend v. Chr. spielen Kupfer- aber auch Goldobjekte im Karpatenbecken eine immer wichtiger Rolle. Zu den typischen Schmuckstücken aus Gold gehören die sogenannten Goldscheiben vom Typ Stollhof, benannt nach einem Hortfund bei Wien. Sie sind aus dünnem Goldblech getrieben und besitzen drei in einem Dreieck angeordnete Buckel und an den Rändern feine Punzverzierungen. Wahrscheinlich waren die Goldscheiben auf die Kleidung aufgenäht, wie die beiden doppelten Durchlochungen an den Seiten vermuten lassen. Eine sehr ähnliche Scheibe allerdings aus Kupfer wurde in der Pfahlbausiedlung von Hornstaad am Bodensee gefunden.

Schussenrieder Krug

Mit der Entdeckung von Tonscherben und Holzpfählen durch den Torfbeauftragten und Oberförster Eugen Frank im Steinhäuser Ried am Federsee breitete sich das „Pfahlbaufieber“ ab 1875 auch in Oberschwaben aus. Die „Schussenrieder Pfahlbauten“ erregten enormes öffentliches Interesse und in der Folge wurden die gemachten Funde einer eigenen jungsteinzeitlichen Kultur, der Schussenrieder Kultur, zugeordnet. Beispielhaft für diese frühe Epoche der Pfahlbauforschung steht der Henkelkrug mit der typischen Verzierung aus mit Kreuzschraffur gefüllten Dreiecken. Der Krug ist in der Schausammlung "LegendäreMeisterWerke" im Alten Schloss ausgestellt.

Kermikscherbe mit Sonnensymbol

Zu den wenigen Verzierungen auf den Keramiktöpfen aus den Pfahlbausiedlungen der zweiten Hälfte des 4. Jahrtausends v. Chr. gehören Sonnenmotive. Sie sind wie beim dem als Scherbe erhaltenen Exemplar aus Überlingen nur grob und flüchtig unterhalb des Gefäßrandes in den noch feuchten Ton eingeritzt. [Fabian Haack]

Breitsax

Beim Sax handelt es sich um ein gerades einschneidiges Schwert, das sich vermutlich aus skandinavischen Vorläufern der Eisenzeit oder aber spätantiken Messern herleitete, letztlich jedoch eine eigenständige Entwicklung der Merowingerzeit darstellt. Ab dem 7. Jahrhundert wird der Sax breiter und schwerer und entwickelt sich zu einer vollwertigen Nahkampfwaffe im Handgemenge. Dieser Breitsax des 7. Jahrhunderts stammt aus Donzdorf, Grab 65, und wurde mit aufwendiger Scheidengestaltung aus Bronze niedergelegt.

Spatha

Die Spatha orientiert sich mit der Gestaltung von Ortband und Riemendurchzügen an den zeitgleichen Goldgriffspathen, ist qualitativ jedoch nicht ganz so hochwertig. Das silberne Ortband war zum Schutz der Holzscheide vorne länger als hinten. Interessant sind die silbertauschierten Riemendurchzüge, die auf eine Trageweise im Stand parallel zum Bein hindeuten. Ob die Spatha an einem Gürtel oder an einem Schulterriemen aufgehängt war, muss offen bleiben.

Ringschwert mit Schwertperle

Der silberne Ring, der ursprünglich wohl am Knauf der Niederstotzinger Spatha befestigt war, wird häufig als Gefolgschaftsabzeichen gedeutet. Mit solchen Ringen wurde offenbar die Zugehörigkeit zum Gefolge eines höhergestellten Herrn wie z. B. dem Herzog oder dem König gekennzeichnet. Zusätzlich versah der Träger des Schwertes seine Waffe auch noch mit einem magischen Schwertanhänger aus Meerschaum, der mit Almandinen verziert war.

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