Der Kreiselschneckenpokal gehört sicher zu den Prunkstücken dieser Kunst- und Wunderkammer. Es handelt sich um eines der wenigen Stücke, deren frühe Objektgeschichte bekannt ist. In Auftrag gegeben haben soll ihn Kaiser Rudolf II. (1552 - 1612). der wohl größte Kunstsammler und -förderer seiner Zeit, als Geschenk für den Ordensrat Phillip von Brüggen. Friedrich Hildebrand (1555 - 1608) war ein hochspezialisierter Goldschmied in Nürnberg, dessen Werke sich in praktisch allen wichtigen Sammlungen befinden. Er setzte auch eine arbeitssparende Serienfertigung ein, indem die Griffstücke des Pokals, Nodus genannt, in der Werkstatt serienmäßig gegossen wurden.
Nautilus- und Schneckengehäuse gehörten zu den typischen Kunst- und Wunderkammerstücken. Sie verbinden das Schöne und Bewundernswerte der Natur mit menschlicher Kunstfertigkeit. Das exotische Material und die Seltenheit verleihen den Nautilus- und Schneckenpokalen einen zusätzlichen Wert. Kreiselschnecken sind dabei von noch größerer Exklusivität als Nautiluspokale.
Die Gestaltung des Pokals nimmt Bezug auf das maritime Material. Der Fuß zeigt Wasserwogen und Meeresungeheuer. Vier silberne Frösche sind aufgeschraubt. Auch auf dem Deckel zeigen sich Wellen mit Meereswesen, darauf drei Seepferdchen und drei Eidechsen. Über allem steht Neptun, der die Seepferdchen im Zaum hält. Die Neptunfigur auf dem Deckel des Pokals lässt sich auch in einer Arbeit Hillebrands, heute im hessischen Landesmuseum Darmstadt, nachweisen. Dort wurde offensichtlich dieselbe Form verwendet und lediglich der rechte Arm leicht verändert.
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