Es handelt sich um einen runden, mit der Zeit konvex verformten Totenschild ohne Applikationen. Die übermalte, farblich gegenüber der Originalfassung zum Teil stark veränderte Bildseite zeigt in der Mitte auf blauem Grund das ganz leicht schräg gestellte Wappen der Sulzbürg-Wolfsteiner: zwei nach links gerichtete rote Löwen oder Leoparden auf goldenem Grund. Rätselhaft bleibt, weshalb die Tiere abweichend von dieser auch sonst für das Wolfsteiner Wappen überlieferten Farbe hier ursprünglich nur durch Konturen von dem ehemals goldfarben erscheinenden (gelber Überzug auf Blattsilber) Grund abgesetzt waren. Das Wappen hatte sich aus dem Emblem der Herrschaft Sulzbürg (zwei schreitende rote Leoparden), seit dem frühen 13. Jahrhundert Stammsitz der Wolfsteiner, entwickelt und etwa in dieser Zeit das alte Familienwappen des Wolfs verdrängt. Aufgrund der unten gespitzten Form des Wappens ist auf diesem Schild nur der obere Löwe oder Leopard schreitend, der untere hingegen steigend dargestellt. Die geränderte Umschrift in goldenen Minuskeln auf schwarzem Grund lautet: „anno • domini • m • cccc • vnd • im • xx • iar • am • oberstentag [6. Januar] • zu • nacht • do • starb • herr • hans • von • wolfstain“. Ursprünglich befand sich der Schild in der 1242 gegründeten Zisterzienserinnen-Klosterkirche Seligenporten westlich von Neumarkt in der Oberpfalz, Hauskloster und Grablege des Ministerialen- und späteren Reichsfreiherrn-Geschlechts von Sulzbürg-Wolfstein.
Hans I. von Wolfstein war der älteste Sohn des ebenfalls in Seligenporten bestatteten Stephan († 1402), dessen Totenschild noch in der ehemaligen Klosterkirche hängt, und der Margarete Geyling. Er dürfte kurz nach deren Heirat 1381 geboren sein und ist anlässlich eines Rechtsstreits 1403 urkundlich bezeugt. Er wurde auch im Totenbuch des Klosters unter dem 7. Januar, einen Tag nach seinem Tod, aufgeführt.
(Auszug aus: Tobias Kunz, Bildwerke nördlich der Alpen und im Alpenraum 1380 bis 1440. Kritischer Bestandskatalog der Berliner Skulpturensammlung, Petersberg, Michael Imhof Verlag 2019)
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