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Städtische Museen Zittau Zittauer Epitaphienschatz [23412]
Gemäldeepitaph Heinrich George Leupold (Städtische Museen Zittau RR-R)
Herkunft/Rechte: Städtische Museen Zittau / Städtische Museen Zittau (RR-R)
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Gemäldeepitaph Heinrich George Leupold

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Beschreibung

Darstellung/Ikonographie: Monumentales ädikulaförmiges, durch eine Rahmung in Wandmalerei erweitertes Epitaph. Bilder und Inschriften ordnen sich in eine Architekturrahmung ein, die hier durch barocke Dekorationselemente geprägt ist. Die Haupttafel wird von Pilastern eingerahmt, die aus Voluten hervorwachsen und in Engelsköpfen auslaufen (z. T. heute fehlend). Das gemalte Hauptbild zeigt rechts Jesus Christus am Kreuz und eine Frau, die sich anbetend an den Stamm des Kreuzes klammert. In der christlichen Bildtradition handelt es sich um Maria Magdalena. Hier könnte es aber Johanna Eleonora Leupold sein, die einzige überlebende Tochter des Apothekers Heinrich George Leupold und seiner Ehefrau Eleonore, geborene Schmid. Diese sind links im Bild zu sehen. Im konvex eingezogenen Architrav befindet sich eine Kartusche mit einem deutschen Zitat aus dem 1. Johannesbrief (1 Joh 1,17). Der Bibelvers verweist auf das Opfer Jesu Christi, das die Menschen von den Sünden befreit. Über dem Architrav erhebt sich ein gesprengter Bogengiebel, gefüllt mit einem Muschelmotiv. Auf den Giebelansätzen, die in Voluten enden, sitzen drei Kinder, die einen Sarkophag emporhalten (zwei fehlen heute). Auf ihm ruht eine Krone, aus der Palmen hervorwachsen. Damit ist wohl die Krone des Lebens gemeint (vgl. Jak 1,12; Offb 2,10). Seitlich sind auf Konsolen zwei geschnitzte Öllampen mit brennenden Flammen angebracht. Sie sollen wohl auf die Öllampen hinweisen, mit denen die klugen Jungfrauen auf den Bräutigam und damit auf das Reich Gottes warten (vgl. Mt 25,1–13). Unter dem Sockelgesims ist eine große ovale Schriftkartusche ausgebildet. Sie enthält eine deutsche Inschrift, die an das Ehepaar Leupold erinnert. Da das Todesdatum des Ehemanns nachgetragen wurde, ist davon auszugehen, dass Heinrich Georg Leopold das nach dem Tod seiner Frau gestiftet hat.
Zur Person/Familie: Die Familie Leupold war aus Schleiz zugezogen. 1654 hatte Heinrich Leupold die Stadtapotheke erworben. Sein Sohn Heinrich Georg, noch in Schleiz geboren, wurde gleichfalls Apotheker. Er übernahm die Apotheke seines Vaters. Ausführliche Informationen finden sich in der Leichenpredigt (Christian-Weise-Bibliothek). Am 4. Mai 1666 wurde Leupold zur Lehre zu George Fesser, damals kurfürstlich-sächsischer Hofapotheker, nach Dresden geschickt, wo er fünf Jahre lernte und danach zwei Jahre als Geselle blieb. 1671 erkrankte er schwer und wurde von Fesser in sein Haus aufgenommen und gepflegt. Danach arbeitete er ein Jahr in Prag, wurde aber vom Vater „wegen der widrigen Religion“ abberufen und reiste über Leipzig nach Hamburg, von wo er auf Empfehlung des königlich schwedischen Rats Johann Zacharias Grusen bei dem schwedischen Reichskanzler Graf Magnus Gabriel de la Gardie in Stockholm als Leibapotheker in Dienst gehen sollte. Da sich seine Ankunft in Stockholm aufgrund einer Flaute auf See um vier Wochen verzögerte, wurde die Stelle an einen anderen vergeben. Leupold blieb eine Weile bei Grusen, ging von Stockholm nach Danzig und von da nach Riga in Livland, um bei Otto Fabius von Prafost zu arbeiten. Später ging er nach Leipzig, wo sein Bruder studierte, ehe er nach Breslau berufen wurde. Ab 1677 wurde er für vier Jahre Reiseapotheker der Gemahlin des sächsischen Kurfürsten Johann Georgs II., Magdalena Sybille, ehe er nach Zittau heimkehrte. Leupold wurde später Stadtrat und als solcher in der goldenen Inschrift genannt, die an der nördlichen Empore der Kreuzkirche hängt und seine Mitverantwortung bei der Erneuerung von 1712 erwähnt. Leupold besaß die Häuser Neustadt 35 und Markt 10.
Kommentar: Monumentales Werk, Höhepunkt der Epitaphienkunst in Zittau. Das Epitaph bildet mit dem in der Wirkung sehr ähnlichen Epitaph für Christiane Sabine Leupold, das in nächster Nähe hängt, eine wirkungsvolle Gruppe. Bildhauerei und Malerei sind von herausragender Qualität, die künstlerischen Verbindungen zum Epitaph Kat. 59 offensichtlich. Vermutlich stammt es aus derselben Werkstatt. Sollte hier ebenso wie dort der Merseburger Bildhauer Johann Michael Hoppenhaupt (1685–1751) beteiligt gewesen sein, kann das Monument erst nach 1706 geschaffen worden sein, als er nach Zittau kam. Siehe dazu der Beitrag von Peter Knüvener. Der unbekannte Maler schuf vermutlich auch das in der Malweise und der Bildung der Physiognomien sehr ähnliche Epitaph für Christoph Paul.

Material/Technik

Holz mit farbiger Fassung, Wandmalerei

Maße

Länge
405 cm
Breite
210 cm
Höhe
50 cm

Literatur

  • Knüvener, Peter (Hrsg.) (2018): Epitaphien, Netzwerke, Reformation : Zittau und die Oberlausitz im konfessionellen Zeitalter. Görlitz, Seite 526ff
Städtische Museen Zittau

Objekt aus: Städtische Museen Zittau

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