Die Holzmasken der Pende sind keine Abbilder übernatürlicher Wesen, sondern stellen soziale Charaktere dar. Zu rituellen und festlichen Anlässen, die die ganze Dorfgemeinschaft vereinen, treten sie in dramatischen Aufführungen mit ausgeprägt theatralischen Zügen auf. Ihre realistisch-expressive Gestaltung lässt einen breiten Spielraum für Variationen und Neuerfindungen zu. Diese Maske stellt einen männlichen Wahrsager (nganga ngombo) dar. Als formale Vorgabe für diese Maskengestalt gilt, dass sie durch eine „weibliche“, harmonische Gestaltung auf die Fähigkeit des Wahrsagers, seine Aggressivität zu zügeln, verweisen soll. Der Künstler hat aber in diesem Fall nur durch die gerundete Kopfform und das flache Gesicht weibliche Züge angedeutet. Die scharf profilierte Augenbrauenlinie, deren Verlauf sich in der Kante der Backenknochen und der aufgeblähten Nasenflügel wiederholt, das gespitzte Kinn und das jähzornige Stirnrunzeln – eine ungewöhnlich naturalistische Wiedergabe der Mimik – vermitteln dagegen maskuline Aggressivität. Die Maske erscheint damit als eine künstlerische Reflektion über Formen und Möglichkeiten der Persönlichkeitsstrukturierung. Bis heute entwickeln die Künstler in Zusammenarbeit mit den Tänzern und Musikern, die die Maskenaufführungen gestalten, neue Maskentypen. / P.I.
de