Derartige Broschen, "gülden heftlein", wie sie genannt wurden, waren in höfischen Kreisen ein beliebtes Geschenk, vor allem zwischen Brautleuten. Sie sind zumeist aus kleinen aus Gold gegossenen und ganz mit Email überschmolzenen Figürchen oder Reliefs verziert. Hier sitzt inmitten einer blumigen Wiese eine Dame, eine Falknerin, mit Jagdhut. Sie trägt ein langes, hochgegürtetes Gewand, halb weiß, halb rot. Beide Arme sind weit ausgestreckt, mit der Linken hält sie einen Falken, in der rechten Hand die Falkenhaube, zu ihren Füßen ein hochgefaßter Saphir, im Hintergrund, gleich einer Sonne, eine goldene Strahlenfolie. Die Darstellung umschließt ein Reif mit kleinen farbig emaillierten Blüten, der außen von Doppelblättern im Wechsel mit Blüten aus Perlen besetzt ist.
In einem Inventar vom Jahre 1440 sind allein dreißig solcher "heftlein", die damals von der Witwe König Albrechts II. verpfändet wurden, aufgeführt und einzeln beschrieben, darunter eines, das diesem Fürspan mit der Falknerin sehr ähnlich gewesen sein muß: "mit eim junkfraun pild weiss gesmelzt mit eim sparber, auf einem grünn perg, mit zwei ballasen [Rubinen], mit eim perln in eim nagl".
Dietrich Kötzsche
Entstehungsort stilistisch: Burgund oder Paris
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