Die große Vase hat die Form eines Doppelkürbis – sie orientiert sich an chinesischen Vorbildern. Auch der blaue Dekor zeigt Figurenszenen in einer kulissenhaft verkürzten Architekturlandschaft, die in China anzusiedeln sind. Z.B. ein im Stuhl sitzender Würdenträger, hinter dem eine Dienerin steht, die einen großen herzförmigen Fächer hält, und ein Junge, der auf einem Tablett Getränke oder Speisen herbeibringt. Rechts ein Paar unter einem mehrfach gestuften baldachinartigen Schirm. Diese Motive sind typisch für die Berliner Manufaktur Gerhard Wolbeer und wurden auf den verschiedenen Gefäßen immer wieder leicht variiert dargestellt. Weitere dekorative Motive wie Blumen, Blätter, Vögel, Pfauen und abstrakt-geometrische Ornamente, wie die am Hals angebrachten schmalen Lanzettblätter, sind hier auf dem oberen kleinen Kürbis zu finden. Sie wurden ebenfalls charakteristisch für die Manufaktur von den Fayencemalern entwickelt.
Bei der Übernahme solcher Motive von Fayencegefäßen aus Delft kommt es zu diversen Missverständnissen dieser ohnehin europäisierenden Sicht auf das chinesische Leben. Viele Szenen bleiben daher ungeklärt.
Derartige Vasen wurden häufig als Vasensätze von drei oder fünf Stücken zur Dekoration für Kamine oder Schränke zusammengestellt.
Die Fayencemanufaktur in Berlin entstand nach Delfter Vorbild, wie kurz zuvor die Manufakturen in Hanau und Frankfurt a.M. Erste Anfänge gab es unter dem Holländer Pieter Fransen van der Lee, den noch der Große Kurfürst 1678 ins Land gerufen hatte. Sie erfuhr unter Gerhard Wolbeer 1697-1721 einen ersten Höhepunkt. Charakteristisch sind chinesisch inspirierte Figurenszenen und Landschaftskulissen.
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