museum-digitaldeutschland
STRG + Y
de
Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst Skulpturensammlung [363]
http://www.smb-digital.de/eMuseumPlus?service=ImageAsset&module=collection&objectId=871397&resolution=superImageResolution#5588977 (Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst, Staatliche Museen zu Berlin / Antje Voigt (CC BY-NC-SA)
0 / 1 Vorheriges<- Nächstes->

Kruzifix

Kontakt Zitieren Datenblatt (PDF) Originalversion (Datensatz) Entfernung berechnen Zum Vergleich vormerken Graphenansicht

Beschreibung

Der Größe nach könnte es sich bei diesem Kruzifix um ein Triumphkreuz in einer kleineren Kirche gehandelt haben. Die aus der Zeit erhaltenen Kreuze im Ostseegebiet, denen eine solche Funktion nachgewiesen werden konnte, zeigen häufig ein ähnlich kleines Format. Dies dürfte wahrscheinlicher sein als eine Platzierung auf einem Altar oder eine Verwendung als Prozessionskreuz.
Oberkörper, Haupt und die vollkommen waagerecht angeordneten Arme sind in auffälliger Frontalität dargestellt, die bei gotischen Holzskulpturen in diesem Ausmaß selten ist. Lediglich im unteren Bauchbereich wird die leichte Hüftdrehung spürbar, die dann von dem nach vorn geführten rechten und dem zur Seite gedrehten linken Oberschenkel aufgenommen wird. Ungewöhnlicherweise ist der quer gestellte linke Fuß nicht vom Nagel durchbohrt, sondern lediglich an der Sohle eingeschnitten, sodass es wirkt, als würde er auf dem Nagel stehen.
Die extreme Reduktion der Binnenstruktur lässt vermuten, dass Muskeln, Rippen, Haarsträhnen und Falten einst durch die Fassung angegeben waren. Dennoch ist der Grad der Abstraktion sehr hoch: Die waagerechten Arme, die Krone, der fast zu einem Lächeln verzogene Mund oder der gerade aufgerichtete Oberkörper sind befremdliche Motive für ein Kruzifix des 13. Jahrhunderts. Ein direktes Vergleichsstück lässt sich schwer finden. Die sonderbare Art der Befestigung des linken Fußes ist zwar singulär, aber vielleicht mit solchen Fällen zu vergleichen, in denen nur ein Fuß angenagelt und der andere lediglich aufgelegt ist, wie bei dem lebensgroßen Kruzifix aus Heiligendorf (Stadt Wolfsburg) im Niedersächsischen Landesmuseum Hannover, das wohl etwas zu spät ins frühe 14. Jahrhundert datiert wurde. Die Fußstellung selbst, d. h. der quer gestellte linke Fuß, taucht im zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts häufiger auf. Und auch die Gestaltung des Lendentuchs mit den beiden halbrunden Überhängen verweist in diese Zeit.
Diese Motive sprechen für den Ostseeraum. So finden sich die gerade ausgestreckten Arme und die aufrechte Haltung des Oberkörpers etwa bei den dänischen Werken in Gørding und Rybjerg sowie dem Kruzifix in St. Trinitatis in Hamburg-Altona. Die Überkreuzung der Füße ist bei den Kruzifixen in Thorkildestrup (Dänemark) und Broacker ähnlich gelöst und auch die reduzierte Oberflächengestaltung und das gerade verlaufende Lendentuch sind Kennzeichen der Kunst im Ostseeraum.

(Auszug aus: Tobias Kunz, Bildwerke nördlich der Alpen. 1050 bis 1380. Kritischer Bestandskatalog der Berliner Skulpturensammlung, Petersberg, Michael Imhof Verlag 2014)

Entstehungsort stilistisch: norddeutsches Küstengebiet (?)

Material/Technik

Pappelholz, gefasst (Corpus), Erlenholz (Kreuz)

Maße

Höhe: 92 cm; Tiefe: 14,5 cm; Breite: 93 cm; Andere Maße: Kreuz: H. 127 cm, B. 97,5 cm, T. 2 cm, B. der Balken 12,5 cm, Mittelrechteck 21,5 × 22,5 cm

Links/Dokumente

Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst

Objekt aus: Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst

Wie ein Wasserschloss erhebt sich das Bode-Museum an der Spitze der Museumsinsel Berlin. Es wurde in den Jahren 1897 bis 1904 durch den Architekten...

Das Museum kontaktieren

[Stand der Information: ]

Hinweise zur Nutzung und zum Zitieren

Die Text-Informationen dieser Seite sind für die nicht-kommerzielle Nutzung bei Angabe der Quelle frei verfügbar (Creative Commons Lizenz 3.0, by-nc-sa) Als Quellenangabe nennen Sie bitte neben der Internet-Adresse unbedingt auch den Namen des Museums und den Namen der Textautorin bzw. des Textautors, soweit diese ausdrücklich angegeben sind. Die Rechte für die Abbildungen des Objektes werden unterhalb der großen Ansichten (die über ein Anklicken der kleineren Ansichten erreichbar werden) angezeigt. Sofern dort nichts anderes angegeben ist, gilt für die Nutzung das gerade Gesagte. Auch bei der Verwendung der Bild-Informationen sind unbedingt der Name des Museums und der Name des Fotografen bzw. der Fotografin zu nennen.
Jede Form der kommerziellen Nutzung von Text- oder Bildinformationen bedarf der Rücksprache mit dem Museum.