Der Genremaler Theodor Leopold Weller hatte sich in München nach dem Vorbild von Peter von Hess auf Schilderungen des Volkslebens spezialisiert. Von 1825 bis 1833 hielt er sich erstmals in Italien auf. Nach seiner Rückkehr entstand die Szene »Besuch am Gefängnis«, in der eine Italienerin mit ihrer Tochter am Gefängnisfenster ihren Mann trifft. Das Kinn auf die Hand gestützt, drückt die Frau ihre Verzweiflung aus. Die Tochter wendet sich zur Seite, wohl weil links im Hintergrund ein Gendarm einen jungen Mann im Umhang an einer österreichischen Schildwache vorbei in das Gefängnis bringt. Das in der Malerei der 1830er Jahre öfter auftauchende sozialkritische Motiv des Gefängnisses hat Weller im Zusammenhang mit den Volksbewegungen jener Zeit mehrfach gemalt. Große Teile Italiens standen damals unter österreichischer Herrschaft, gegen die sich die Italiener wiederholt auflehnten. Durch graphische Reproduktionen erfuhr die Darstellung eine weite Verbreitung. | Birgit Verwiebe
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