Chorknaben oder Meßdiener zeichnete und malte Julius Scholtz im Laufe seiner Karriere mehrfach: mal mit Kerze in der Hand, mal mit Gebetbuch, mal, wie hier, ein silbernes Turibulum (Weihrauchfaß) schwenkend. Die vorliegende Darstellung aus den frühen 1850er Jahren zeigt dabei noch deutlich den Einfluß Julius Hübners, bei dem Scholtz seit 1847 in Dresden Atelierschüler war. Gerade das Gesicht des Knaben weist jene heute eher als süßlich-sentimental empfundene Frömmigkeit auf, die auch viele religiöse Bilder Hübners prägt (vgl. »Das Christkind auf Wolken sitzend«, 1837, Nationalgalerie, Inv.-Nr. W.S. 93). In Scholtz’ »Chorknabe« von 1876 aus der Sammlung Friedrich Pappermann (heute Städtische Sammlungen, Freital) ist diese bereits einer objektiv-realistischen Genreschilderung gewichen. Eine undatierte Studie zur vorliegenden Darstellung befindet sich im Nationalmuseum Warschau (19,5 × 15,6 cm). Hier wird heute der unweit größte Teil des zeichnerischen Nachlasses des Künstlers verwahrt, der ehedem zum Bestand des Schlesischen Museums der bildenden Künste in Breslau gehörte. | Regina Freyberger
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