Im Sommer 1880 lebten und arbeiteten die Malerfreunde Carl Schuch und Karl Hagemeister gemeinsam in Kähnsdorf bei Beelitz in der Mark Brandenburg. Hagemeister stammte aus dieser noch ganz unbekannten herben Landschaft, in die er den gebürtigen Wiener geladen hatte. Während Schuch, vom Stilleben herkommend, über die Einbeziehung von Architektur versuchte, sich den Formen der Landschaft zu nähern (vgl. Nationalgalerie, Inv.-Nr. A II 35), bedurfte Hagemeister keiner geraden Linie für seine große »Märkische Landschaft«. Sie ist übersichtlich gegliedert: der See im Vordergrund, die geschwungenen Uferstreifen in der Mitte und große Baumgruppen vor einem bewölkten Himmel im Hintergrund.
In seinen Erinnerungen notierte Hagemeister über die Aufenthalte in der Mark Brandenburg, »hier begannen wir aus dem Ton zu malen im Sinne von Leibl und Courbet« (K. Hagemeister, Kleine Selbstbiographie, Werder 1928, Typoskript im Archiv des Bröhan-Museums, Berlin). Doch scheint auch Schefflers Hinweis auf die intime Naturauffassung der Malerschule von Barbizon, mit der sich Hagemeister während seiner Weimarer Lehrzeit beschäftigt hatte, sehr angebracht.
1910 veröffentlichte Karl Scheffler in der Zeitschrift »Kunst und Künstler« eine erste Würdigung des Malers: »Hagemeister ist Prellerschüler. Nicht ein Schüler des Malers der Odyssee, sondern des Malers der Hünengräber, der Eichen im Sturm und der Seestücke; der Schüler eines Lehrers, der einsichtig genug war, dem jungen Märker nicht das Heroische aufzuzwingen, sondern ihn auf die organische Struktur der Landschaft und auf Bilder der Barbizonschule in der Meyerschen Sammlung in Dresden zu verweisen« (in: Kunst und Künstler, 8. Jg., 1910, S. 415–416).
Fünfzehn Jahre vor Leistikows »Grunewaldsee« (Nationalgalerie, Inv.-Nr. A I 622) erfaßte Hagemeister die Schönheit märkischer Seen in diesem dunkeltonigen, groß aufgefaßten, auffallend ähnlich kurvenreichen Landschaftsbild. | Angelika Wesenberg
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