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Nationalgalerie Alte Nationalgalerie [W.S. 71]
https://id.smb.museum/digital-asset/5008275 (Alte Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin CC BY-NC-SA)
Herkunft/Rechte: Alte Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin / Andres Kilger (CC BY-NC-SA)
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Das Lesekabinett

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Beschreibung

Seit dem letzten Drittel des 18. Jahrhunderts verbreitete sich die Kombination von Caféhaus und einem mehr oder minder reichen Angebot an Zeitungen und anderen aktuellen Schriften, die ein einzelner nicht erschwingen konnte und deren gemeinschaftliche Nutzung (durch ›Abonniervereine‹) auch den Gedankenaustausch förderte. In den politisch erregten Jahren des Vormärz wuchs die Anziehungskraft der Lese- und Debattierklubs noch, wozu das Wirken der Zensur und das zeitweilige Verbot linker Zeitungen verstärkend beitrug; im Frühjahr 1843 war davon auch die Rheinische Zeitung betroffen. Doch im Unterschied zu anderen Arbeiten der Düsseldorfer Schule – etwa Hasenclevers »Arbeiter vor dem Magistrat« (1848, Museum Kunstpalast, Düsseldorf) oder Wilhelm Joseph Heines »Gottesdienst in der Zuchthauskirche« (1838, Nationalgalerie, Inv.-Nr. W.S. 77) oder Carl Wilhelm Hübners »Die schlesischen Weber« (1844, Museum Kunstpalast, Düsseldorf) – wird hier das engagierte soziale Pathos zugunsten einer satirischen Schilderung skurriler Krähwinkel-Kleinbürger unterdrückt. »Die Philister befühlen den Puls der Weltgeschichte«, hieß es im »Kunst-Blatt«. »In Zeitungen vergraben, forschend, staunend, stierend, mitunter verdummt, hören sie um ihre Ohren das große Perpetuum mobile, das Rad der Begebenheiten, sausen« (Kunst-Blatt, Beilage des Morgenblatts gebildeter Stände, 26. Jg., 1845, H. 75, S. 313–314). Trotz der an der Wand hängenden Landkarte – seit der holländischen Malerei des 17. Jahrhunderts ein bewährtes Motiv, die Welt in den Innenraum hereinzuholen – erscheint das Studium der Tagesblätter hier als eine Beschäftigung des Geistes ähnlich dem im Nebenraum betriebenen Schachspiel. Bezeichnend ist, daß das für denselben Berliner Besteller Joachim Heinrich Wilhelm Wagener gemalte Gegenstück (gleichfalls in der Nationalgalerie, Inv.-Nr. W.S. 70) eine Weinprobe darstellt.
Wie des öfteren, wagt Hasenclever eine schwierige Kunstlichtsituation mit zwei unterschiedlichen Lichtquellen – im Hintergrund die Kerze –, mit scharfen Kontrasten, deren Wirkung durch ein strenges Kompositionsgerüst unterstrichen wird, und nicht zuletzt mit der suggestiven Darstellung der (modernen) Petroleumlampe selbst, die eigenständiges Gewicht in der Mitte des Bildes erhält.
Das Bild entstand während eines mehrmonatigen Aufenthaltes in München, dem sich eine Reise nach Italien anschloß. Schon seit 1834 hatte Hasenclever Gruppen von Zeitungslesern gemalt (eine Fassung von 1835 im Museum Kunstpalast, Düsseldorf), und auch in seinem »Die Politiker« betitelten Werk (Verbleib unbekannt) kommen Zeitungen vor. Unmittelbar vorbereitet wird das Berliner Bild mit einer Fassung aus demselben Jahr (Museum Haus Cleff, Remscheid), deren zerstreuteren, drastischeren Motiven man deutlicher den Einfluß der ›komischen‹ – und das heißt auch zeit- und sittenkritischen – englischen Genrebilder in der Tradition von William Hogarth und David Wilkie anmerkt. | Claude Keisch

Material/Technik

Öl auf Leinwand

Maße

Höhe x Breite: 71 x 100 cm; Rahmenmaß: 85 x 114,5 x 6,5 cm

Links/Dokumente

Nationalgalerie

Objekt aus: Nationalgalerie

Die Nationalgalerie umfängt einen Kosmos der Kunst vom 19. Jahrhundert bis in die unmittelbare Gegenwart. Wer sich in ihre Ausstellungen begibt,...

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