Orlik weilte seit 1908 immer wieder zu Studienzwecken in Paris, so auch 1927. Über seine Aufenthalte sind wir durch Briefe an seine Gönnerin Marie von Gomperz gut informiert. 1927 schrieb er: „Wieder glücklich in dieser ‚Stadt der Städte‘ gelandet. Ich arbeite hier und bleibe bis: so lange ich kann. Trübes Wetter, Regen, aber für die Arbeit gut.“ (17. September 1927). Und Weihnachten 1927: „Nun bin ich über die Weihnachtsferien wieder hier in meinem kleinen Atelier, wo ich die beiden im September begonnenen Mansardenbilder vollenden will" (zit. nach: Ausst.-Kat. Wien 1997, S. 118). – Der Standort des erwähnten 2. Bildes ist nicht bekannt, eine Radierung nach dem vorliegenden Bild in der Sammlung Bernd Freese, Frankfurt am Main (34,5 x 49,3 cm, 1927, Abb. S. 117 im Ausst.-Kat. Wien 1997). - Max Osborn erinnerte sich an Orlik: „Zuletzt malte er noch die delikaten Pariser Dächer und Kamine. Auch davon wusste Orlik eine hübsche kleine Anekdote zu berichten. Er hatte sich ein Zimmer in der Altstadt, hoch oben, gemietet, um das charakteristische Linien- und Formgewirr der ‚toits de Paris‘ in Behagen zu studieren. Eines Morgens, als er sich zur Arbeit niederliess, klopfte es zaghaft an die Tür. Der Besitzer der Wohnung tritt ein und sagt: ‚Verzeihen Sie, mein Herr, wenn ich Sie störe. Aber gestern nachmittag, als Sie schon fortgegangen waren, habe ich mir erlaubt, einzutreten und mir anzusehen, was Sie gegenwärtig malen, und warum Sie wohl just bei mir im siebenten Stock gemietet haben, wo es doch gar keine schöne Aussicht gibt. Nun sah ich Ihr noch nicht vollendetes Bild der Dächer und Kamine und war entzückt davon.“ (Max Osborn, Die „SPOG“ – Max Slevogt und seine Freunde, in: ders., Der bunte Spiegel. Erinnerungen 1890 bis 1933, (1945), Hürth bei Köln 2013, S. 68 f.). | Angelika Wesenberg
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