Dieses bislang Franz B. Dörbeck zugeschriebene Blatt, das ein Paar in Rückenansicht und im Hintergrund eine auf sie zukommende Dame zeigt, wäre äußerst ungewöhnlich für sein Oeuvre. Dörbeck, 1823 nach Berlin gekommen und rasch mit humoristischen Darstellungen des Berliner Volkslebens berühmt geworden, schuf keine Modekarikaturen nach eigenen Zeichnungen. Erstmals konnte nun ermittelt werden, daß er hier eine französische Vorlage von Charles Philipon kopiert hat, die im November 1829 mit dem Titel "Mode de l´année prochaine" in Paris erschienen war. In Berlin gab die Darstellung Anlaß zu längeren Kontroversen mit den Zensurbehörden, weil die Darstellung angeblich gegen die guten Sitten verstieß. Das Königliche Polizei Präsidium verbot den Gebrüdern Gropius, diese Darstellung zu publizieren, da sie "obscös" sei. Letztere fochten diese Entscheidung in einem Schreiben vom 15. Juni 1830 mit der Begründung an, daß das Blatt nach einem französischen Original, "welches zu verkaufen nicht verboten ist, treu copirt wurde, um das Geld nicht aus dem Lande zu schicken, welches nicht so unbedeutend ist als es scheinen dürfte, da wir aus Erfahrung wissen, dass über 1000 Exemplare von dergleichen Sachen leicht abzusetzen sind." Am 20. Juli - reichlich spät für den Absatz dieses für die Sommermonate bestimmten Sujets - erhielten die Gebrüder Gropius schließlich doch die Erlaubnis, das Blatt zu vertreiben, jedoch unter der Auflage "die fleischfarben illuminirten Theile" zu verdunkeln. Am 5. August 1830 vermerkte Polizei-Inspektor Mertke in seinem abschließenden Bericht, daß er bei den örtlichen Kunsthändlern und im Verlag der Gebrüder Gropius selbst die Modekarikaturen "sämmtlich in der verdunkelten Manier" vorgefunden hatte.
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