Buch von dem, was in der Unterwelt ist:
Die Vorstellungen des Ägypters über das Jenseits verbanden sich vor allem mit zwei Göttern: dem Schicksal des Unterweltsherrschers Osiris und dem Wunder der täglich neu aufgehenden Sonne. Jeder Ägypter hoffe, tagsüber als menschenköpfiger Seelenvogel gleich dem Sonnengott Re die Unterwelt verlassen zu können, nachts aber im Gefolge des Re in das Reich des Osiris zurückzukehren und sich dort mit seinem Leichnam wieder zu vereinigen. Zwölf verborgene Räume entsprechend den zwölf Nachtstunden musste das Sonnenschiff passieren. Zahlreiche Gottheiten in Menschen- und Tiergestalt konnten hier nützlich oder hinderlich sein, wichtig war daher; sie korrekt anzureden. Das Amduat lehrt es, nämlich »zu kennen die Besucher der Unterwelt, was sie tun, wie sie anzureden sind«, denn nur »wer es weiß, der wird ein seliger Verklärter sein«, wie hier der Priester Amenophis. Für ihn endet die Fahrt mit der Anbetung des Osiris. Weiß gekleidet in der dunklen Farbe der Nacht thront der Gott vor einem Opfertisch, angebetet von Amenophis. In Hieroglyphen sind die Opferformel, Namen und Titel geschrieben. Die Totentexte werden in schwarzen und roten Kursivhieroglyphen aufgezeichnet, einer Schriftform, die zwischen den Bildern (Hieroglyphen) und ihrer kursiven Schreibung (Hieratisch) steht.
(I. Müller)
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