Chiusi im etruskischen Binnenland erlebte in der zweiten Hälfte des 6. Jhs. v. Chr. eine kulturelle Blüte. In dieser Zeit wurde aus dem weichen lokalen Kalkstein eine eigene Gattung von Grabmonumenten geschaffen. Sarkophage, Aschekisten, quadratische Cippen mit eiförmigem Aufsatz und Basen für Statuen verzierte man mit flachen, farbig gefassten Reliefs. Die frühen Exemplare zeigen Tiere und Fabelwesen, die späteren stellen Menschen bei verschiedenen Bestattungszeremonien, aber auch in Bankettszenen, bei Reiterspielen und Tänzen dar. Anregungen dazu gaben Bilder auf importierten attisch-schwarzfigurigen Vasen.
Gegen Mitte des 5. Jhs. v. Chr. schuf man neue Grabskulpturen für die Kammergräber. Statuen von thronenden Frauen und zum Mahl gelagerten, bekränzten Männern stellten die heroisierten Verstorbene dar. Zugleich dienten sie als Urnen, als Behälter für die Asche des Toten. Sie wurden am Hals ausgehöhlt und den separat gearbeiteten Kopf setzte man als Verschluss auf. Nach dem Vorbild griechischer Totenmahlreliefs saß neben den Gelagerten oft eine Frauengestalt – entweder die Gemahlin oder die Todesgöttin Vanth.
Etrusker in Berlin. Etruskische Kunst in der Berliner Antikensammlung - Eine Einführung (2010) S. 59 ff. (M. Hofter: Etruskische Grabplastik).
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