Auf dem angeschmolzenen Glasfuß eine gestufte Montierung aus vergoldetem Silber mit getriebener Godronierung und Zackenzarge. Der breitbauchige Gefäßkörper mit emporragender Tülle und angesetztem Ohrenhenkel. Die Tülle schließt mit einer zackig auslaufenden Mündungsfassung aus vergoldetem Silberblech ab. Am massiven Henkelrücken ein silbervergoldeter, montierter Kragen mit kreuzförmiger Daumenrast am Scharnier zum gudronierten Deckel mit aufgesetztem Zapfenknauf. Alle Montierungen ohne Marken.
Mit der Mode des Teetrinkens entstand in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts kunstvoll gefertigtes Geschirr, auch aus Goldrubinglas. Zur Kanne gehören zwei Teekoppchen mit Untertellern, ebenfalls aus Goldrubinglas (Inv. Nr. II 62/528 a-d A). Das Material nahm von der Hitze des Getränks offensichtlich keinen Schaden. Dessen ungeachtet war das Geschirr sicherlich nicht zum alltäglichen Gebrauch bestimmt. Dem Genuss von Tee aus Goldrubingeschirr wurde eine heilende Wirkung zugeschrieben. Man glaubte, die wundersamen Kräfte aus dem Glas würden sich auf das Getränk übertragen.
Formale Gründe sprechen dafür, das Service in die 1680er Jahre zu datieren und Johann Kunckel (um 1635–1703) zuzuschreiben (vgl. Klesse, Glas, 1963, Kat. 284, S. 132). Es wurde von der Potsdamer Glashütte gefertigt und von einem unbekannten Goldschmied gefasst. Kurz vor Weihnachten 1931 gelangte es als Schenkung in den Museumsbestand. [Verena Wasmuth]
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