Das ovale Bildnis zeigt Philippine Charlotte von Preußen, eine jüngere Schwester König Friedrichs II. Ihre Hochzeit mit Erbprinz Karl, der 1735 zum regierenden Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel avancierte, festigte die politisch-dynastischen Beziehungen zwischen den beiden bedeutenden protestantischen Herrscherhäusern. Der Grundstein zu diesem Bündnis war zuvor bereits durch die Heirat Friedrichs mit der Schwester Karls, Elisabeth Christine, gelegt worden.
Philippine Charlotte, die in ihren jungen Jahren wegen ihres wohl äußerst spaßhaften Charakters im Familienkreis liebevoll als „dulle Lotte“ (tolle Lotte) bezeichnet wurde, blieb ihrer preußischen Verwandtschaft durch Korrespondenz und gegenseitige Besuche lebenslang verbunden. Von ihrer jugendlichen Munterkeit zeugt in diesem repräsentativen Altersporträt noch das zurückhaltende Lächeln, das die Mundwinkel der Herzogin umspielt. Das auffällig karmesinrote und mit Pelz besetzte Gewand, das aus großen Perlen gefertigte Ohrgehänge und die kostbaren Spitzenaccessoires verweisen standesgemäß auf ihre hervorragende gesellschaftliche Stellung. Die Darstellung mit Muff, der die Hände in der kalten Jahreszeit wärmt, korrespondiert mit allegorischen Schilderungen des Winters und deutet metaphorisch möglicherweise das fortgeschrittene Lebensalter an. Die genaue Entstehungszeit des Bildes ist nicht bekannt; Vergleiche mit datierten Bildnissen Philippine Charlottes legen aber nahe, dass es in den 1770er Jahren entstanden ist. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Herzogin 13 Kinder geboren, sieben von ihnen bereits überlebt und auch eine Pockenerkrankung unbeschadet überstanden.
Wie die meisten Porträts Philippine Charlottes stammt auch dieses Gemälde von der Hand Barbara Rosina de Gascs, einer Tochter und Schülerin des preußischen Hofmalers Georg Lisiewski. Schon früh hatte Rosina begonnen, ihren Vater bei der Arbeit zu unterstützen, und wurde ob ihres Talentes zu einer in Adelskreisen hochgeschätzten Porträtmalerin. 1769 erhielt sie professionelle Anerkennung als Ehrenmitglied der Dresdner Kunstakademie, wenngleich ihr – wie mit wenigen Ausnahmen noch den meisten Malerinnen im 18. Jahrhundert – eine ordentliche Mitgliedschaft verwehrt blieb. Ihre Karriere beschloss die Malerin in Braunschweig, wo sie 1777 dank der Förderung durch die Herzogin zur Hofmalerin berufen wurde.
Jessica Korschanowski
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