Caspar David Friedrich zählt zu den bedeutendsten Vertreten der romantischen Landschaftsmalerei in Deutschland. Er vertrat die Meinung, dass ein Landschaftsmaler „treu und wahr die Natur nachzubilden“ habe, ihrem Abbild aber über die bloße Naturimitation hinaus gleichzeitig auch einen metaphysisch-erbaulichen Verweischarakter verleihen solle.
Diesen Vorsatz scheint auch das vorliegende Gemälde einzulösen: Aus dem Schattendunkel einer weinberankten Gartenpergola öffnet sich der Blick auf eine vom Mondlicht erhellte Uferlandschaft. Während der diesseitig mit Pappeln bewachsene Uferstreifen direkt an die Grundstücksmauer grenzt, sind am jenseitigen Horizont die Schiffs- und Gebäudesilhouetten einer Hafenstadt erkennbar. In dieser horizontal-symmetrischen Komposition bildet das markante Gartentor, durch das helle Streifen Mondeslicht auf die Terrasse fallen, einen sanften Übergang zwischen dem dunklen Vordergrund und dem hellen Hintergrund.
Der in die Gartenpforte eingelassene Name „Bremer“ hat die Vermutung veranlasst, es könnte sich um ein religiös inspiriertes Gedächtnisbild handeln, das Friedrich zur Erinnerung an den 1816 verstorbenen Arzt Johann Emanuel Bremer malte, der in Berlin die Pockenschutzimpfung eingeführt hatte. In diesem Sinn ist die vordere Bildzone als Hinweis auf das diesseitige Leben interpretiert worden, aus dem der fromme Mensch – geleitet vom Mondlicht als Symbol für die Führung Christi – durch das den Tod versinnbildlichende Tor ins Jenseits übertritt, wo ihn Auferstehung und Ewiges Leben erwarten. Neue Archivfunde deuten allerdings darauf hin, dass sich der im Bild dargestellte Schriftzug nicht auf den Berliner Arzt bezieht. Stattdessen hat sich das Gemälde nach seiner Fertigstellung offensichtlich im Besitz des in Dresden und Mainz ansässigen Carl Bremer befunden, über den die Forschung bisher nur spärliche Informationen zu Tage gefördert hat. Klar zu sein scheint nur, dass das Gemälde nach seinem Tod im Dezember 1829 an die Witwe Chlothilde Maria Bremer ging, die es im Februar 1830 dem „Verein für Kunst und Literatur in Mainz“ zur Ausstellung gab. Vor diesem Hintergrund ist der Namenszug eher als Referenz an den Auftraggeber denn als memento mori zu verstehen. Trotz einer solchen ‚Umwidmung‘ bliebe der angenommene tröstliche Bildsinn grundsätzlich plausibel.
Mit weiteren Werken Friedrichs ist das Gemälde heute im Neuen Pavillon im Schlosspark Charlottenburg zu sehen.
Jessica Korschanowski
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