Aus mehreren Teilen montiertes und mit "Das XIX. Jahrhundert" betiteltes Aquarell Richard Seels, karikiert in zahl- und detailreichen Zeichnungen die preußische Innenpolitik und den König direkt. "Die Heuchelei der Religion, die Blindheit des Königs werden angesprochen. Kultusminister Eichhorn trägt die Königskrone! Das göttliche Auge über allem weint und wird von einer Masse von Eseln angebetet. Der Kölner Dom wird wie eine Torte präsentiert. Darüber ein Pianist, der mit Händen und Füßen auf zwei Klavieren arbeitet. Eine Anspielung auf den "Ritter" des Ordens "Pour le mérite" Franz Liszt, der 1842 ein Konzert zugunsten des Dombaus in Köln Anwesenheit des Königs gegeben hatte. Liszt war Ehrenmitglied des Central-Dombau-Vereins. All diese sind Hinweise auf das Dombaufest 1842. In einer Art Höhle sitzt eine Gestalt, die wohl den Gott der Zeit mit Sanduhr und Sense darstellen soll. Auf Papierbändern am Boden werden Namen durchgestrichen, andere hinzugefügt. Heine und Herwegh entfallen, Nikolaus Becker (Sie sollen ihn nicht haben, den freien deutschen Rhein!) ist der neue Stern. Der Lehrer Seels C.F. Lessing wird entfernt, der konservative Akademiedirektor Schadow und Veith bleiben. Schiller und Shakespeare müssen nach einem Fragezeichen Raupach weichen. Löwe und Marschner werden durch Bellini ersetzt. Strauß und Hegel sind weg, Schelling bleibt. Diesterweg muß abtreten, Zahn bleibt. Im Ganzen handelt es sich um ein Panorama verschiedener Ereignisse und Personen, wie wir das schon aus der Diesterweg-Karikatur kennen, wenn gleich formal durch die zentrale Stellung des Kronos und die über ihm in einem Bogen angeordneten Einzelbilder gelungener als diese. Ein Hinweis auf die soziale Frage, die sich gerade in Berlin und in Elberfeld schon deutlich stellte, fehlt wie in den anderen Karikaturen Seels." [aus Horst Heidemann: Seel - Johann Richard Seel, Maler im Wuppertal und Zeichner des Deutschen Michel]