Gesamtansicht.-----.Der palanquin, die getragene Sänfte, war das Haupttransportmittel Indiens. Wer etwas auf sich hielt, konnte unmöglich zu Fuß gehen, sondern musste getragen werden. Dafür stand der private palanquin zu Verfügung, für den man mindestens sechs, in der Regel aber zwölf Träger brauchte (jeweils sechs die trugen und sechs die Ruhezeit hatten). Man benutzte den palanquin für Besuche in der eigenen Umgebung sowie für Reisen übers Land. Diese fanden in einer erstaunlichen Geschwindigkeit statt, da sich die Träger ständig abwechselten. Zusätzlich zu den Trägern brauchte es einen Palanquin-Boy, der als »Personenschützer«, als Diener oder Bote, mit von der Partie war. Der hier abgebildete »Gentoo«, also Hindu-Palanquin-Boy, trägt als Attribut eine Lanze, die wohl eher als zeremonielles Gerät denn als Waffe betrachtet werden muss. Das Kastenzeichen auf der Stirn, der Halbmond, wiederholt sich als Anhänger an der Kette. Sein langer weißer Mantel wird durch ein Tuch zusammengehalten. Die Frau trägt, wie auf diesen Bildern üblich, reichen Schmuck, und ihr Sari ist von gleicher makelloser Reinheit wie der Mantel ihres Mannes. ..Der Begriff palanquin wurde zuerst von den Portugiesen benutzt und stammt vom Pali-Wort pallangko oder vom Sanskrit-Begriff palyankah her. Beides bedeutet Bett oder Couch. Manchmal wird der Begriff auch mit dem javanischen Wort pelangki (tragen) in Verbindung gebracht, aber das ist eher unwahrscheinlich. (Werner Kraus)