Gesamtansicht.-----.Das kleine Bildnis des Hans Froschauer erschließt sich dem Betrachter erst auf den zweiten Blick, da es durch einen Schiebedeckel verdeckt ist. Schiebt man den Deckel herunter, wird das in ein flaches Holzbrettchen eingeschnitzte Porträt sichtbar. Froschauer ist als Büste im Halbprofil nach links präsentiert. Sowohl das kinnlange Haupthaar als auch der Vollbart sind stark gelockt. Seine Kleidung besteht aus einem gefältelten Hemd, einem Brokatwams und einem weiten Mantel mit Aufschlägen. Froschauer trägt weder Schmuck noch hält er Gegenstände in den Händen, die auf seinen Beruf schließen lassen würden. Die prächtige Kleidung lässt ihn jedoch als ein Mitglied des gehobenen Bürgertums erscheinen. Seine Herkunft und Biographie konnten bislang nicht geklärt werden, obwohl Inschriften auf dem Porträt außer dem Namen auch das Alter 29 und die Jahreszahl 1526 angeben. Nur wenige tafelförmige Holzporträts in vergleichbar kleinem Format sind heute bekannt. In der Reihe kleinplastischer Porträtreliefs steht dieses Objekt augenscheinlich ohne Vorbild da. Das Alleinstellungsmerkmal ist der Schiebedeckel, für den keine vergleichbaren Stücke identifiziert werden konnten. Kleinformatige Bildnisse mit Abdeckungen dienten dem privaten Andenken. Sie wurden nicht an die Wand gehängt, sondern in Truhen oder Schränken aufbewahrt. Die Abdeckung schützte zum einen das Bildnis, zum anderen machte sie aus dem Objekt einen sehr intimen, persönlichen Gegenstand, der nur einem kleinen Personenkreis zur Verfügung stand, welcher das Geheimnis unter der Haube im wahrsten Sinne des Wortes entdecken durfte. ..[Delia Scheffer]