Meerweibchen-Fassriegel. Liegendes Meerweibchen, linker Arm auf eine Volute gestützt, Kopf ruht in der Hand. Schwanz verschlungen. ....Große Holzfässer ab etwa tausend Litern weisen auf dem vorderen Faßboden unten ein kleines, eingepaßtes Türchen auf. Man benötigt diese Öffnung, um ins Innere gelangen zu können. Sauberkeit ist höchstes gebot bei der Weinbereitung, deshalb muß auch das Faßinnere gelegentlich einer gründlichen Reinigung unterzogen werden. Faßriegel sind nun Klemmhölzer, die dazu dienen, das im vorderen Boden eingelassene Faßtürchen fest mit ihm zu verbinden. Neben den schlicht funktionalen Gebrauchsformen haben sich in der Pfalz im achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert gerade für dieses Kellerzubehör vielfältige Schmuckformen entwickelt. Darunter finden sich wohl prächtig geschnitzte barocke Kleinskulpturen von geschulten Hofkünstlern als auch groß vereinfachende - und gerade deshalb so reizvolle - Schnitzerein von eifnachen Winzern und Küfern. Die vielerlei Tiergestalten, Meerweibchen und Masken auf den Faßriegeln werden oftmals als sinnbildliche "Weinwächter" verstanden. Unter den Tiergestalten dominiert der Löwe, aber auch drachenartige Wesen sind nicht selten. Sozusagen aus der Ferne klingt bei den fischschwänzigen Meerwesen noch die antike Mythologie an, doch überwiegt in dieser Gruppe , indem die Faßschraubenöffnung an die Stelle der Vagina gesetzt wird, ein sexueller Grundton. Diese hölzerne Männerphantasie findet sich in den verschiedensten Formen, von der akademisch inspirierten Nereide bis hin zu den vereinfachten Meerjungfrauen, die aus einem rechteckigen Holzblock herausgeschnitzt sind. Die abgebildeten Faßriegel stammen mehrheitlich aus der Gegend um Landau in der Südpfalz. Die Namen der Schnitzer und Laienkünstler sind leider nicht überliefert.