Bereits in der Mitte des 18. Jahrhunderts erwachte in der Stadt das Interesse an der Erforschung der materiellen Hinterlassenschaft der jüdischen Gemeinde. Mit den Anfängen der historischen Bauforschung ist der Name des Gelehrten Georg Litzel eng verknüpft. Litzel verfasste zwischen 1717 und 1761 eine Reihe von Schriften zu Themen der Altertumsforschung. Die Publikationen zu archäologischen Funden und Denkmälern in Speyer und der Region zeichnen sich durch eine außergewöhnliche Qualität und vor allem die exakte Beobachtung von Details aus. Dies ist besonders bemerkenswert, wenn man sich vor Augen hält, dass Archäologie und Kunstgeschichte als moderne Wissenschaften in dieser Zeit an ihrem Anfang standen...Für die Erforschung der Geschichte des Judenhofs ist seine Schrift aus dem Jahr 1759 von grundlegender Bedeutung. Georg Litzel hat darin eine detaillierte Beschreibung der zentralen Gebäude des jüdischen Viertels verfasst und wird so quasi zum letzten Augenzeugen für den spätmittelalterlichen Baubestand. Denn zu dieser Zeit war noch weit mehr Bausubstanz erhalten als heute - trotz der Veränderungen seit dem 15. Jahrhundert und den Zerstörungen während des Pfälzischen Erbfolgekriegs. Litzel konnte als Theologe Hebräisch und verfügte über ein bemerkenswertes Wissen zum Judentum. Aus seiner Feder stammt auch eine Reihe von Übersetzungen zu den Inschriften auf Grabsteinen vom jüdischen Friedhof in Speyer.