![Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Punctum/Bertram Kober / Punctum/Bertram Kober [RR-F]](https://asset.museum-digital.org/san/images/17/101623-moi00121/muehle_in_der_bretagne/muehle-in-der-bretagne-101623.jpg)
Zarte Farbtöne kündigen das Frühlingserwachen in der französischen Bretagne an. Während der blaugraue Fluss und der verschleierte Himmel noch die letzten Winterbekundungen widerspiegeln, werden die welken und blattlosen Pflanzen bereits von farbigen Frühblühern malerisch übertönt. Das Zusammenspiel von kühlem blaugrünem und hellem zartrosafarbenem Kolorit gab den Anlass zum Ankauf des Ölgemäldes. Es brachte den Impressionismus skandinavischer Prägung in die noch junge Gemäldesammlung des Städtischen Museums für Kunst und Kunstgewerbe am Großen Berlin. Die naturalistische Wiedergabe der Umwelt war Thaulows Profession geworden, wobei es nicht um die malerische Umsetzung des Wahren, sondern des Richtigen ging. Realismus sollte immer nur ein Mittel sein, den idealen Naturzustand darzustellen. Thaulow war 1879 Mitbegründer der skandinavischen Künstlervereinigung in Skagen, welche sich stilistisch am französischen Impressionismus orientierte. Im Jahr 1892 zog Thaulow nach Dieppe in der französischen Normandie. Die Eindrücke seiner neuen Umgebung verarbeitete..er in Szenen, die das französische Landleben und kleine Städte zeigen. Zu dem Gemälde Mühle in der Bretagne aus dem Jahr 1894 gibt es ein Pendant aus demselben Jahr, welches sich heute im Huntington Museum of Art, West Virginia, USA, befindet. Es zeigt die gleiche Mühle in einer herbstlich kargen, in rotbraunen Tönen gehaltenen Landschaft. Die Frau, welche sich im halleschen Werk mit einem Wassereimer in der Hand vom Fluss entfernt, sitzt in der amerikanischen Ausführung am Ufer und wäscht ein weißes Textil im Wasser. Die beiden Gemälde zeigen kompositorisch das Gestaltungsmuster, welches Thaulow in den 1890er Jahren bis zu seinem Tod als Standard für seine Werke übernahm: eine zur oberen Bildkante gerückte Horizontlinie mit einem schmalen Himmelsstreifen und ein offener Blick in das Bildzentrum, welches durch Architektur und Natur umrahmt wird. Norwegen galt im 18. Jahrhundert als künstlerische Terra incognita und e