Im Zentrum des Altarschreins aus Obercrinitz hält die Heilige Anna die kleinen Figuren ihrer Tochter Maria und ihres Enkelkindes Jesus auf den Armen. Sie ist als "Anna selbdritt" dargestellt, d. h. Anna zu dritt, sie selbst mitgezählt. In Sachsen sind ihr als Bergbaupatronin zahlreiche Kirchen geweiht; in Liedern und Gebeten wird sie als "Familienheilige" verehrt. Der Annenkult war im frühen 16. Jahrhundert in Sachsen weit verbreitet. Oft treten Annenbruderschaften als Stifter von Altären auf. Ob das auch in Obercrinitz so war, lässt sich nicht mehr nachweisen. |Neben Anna steht die Heilige Barbara mit dem Kelch und rechts vermutlich die Heilige Katharina. Umhang und Muschel weisen die rechte Flügelfigur eindeutig als Pilgerpatron Jakobus aus, links dagegen kann nur allgemein ein Heiliger Bischof (vielleicht Nikolaus?) bestimmt werden. Alle drei Figuren im Mittelschrein sind dreiviertelplastisch ausgeführt. Im Gegensatz dazu erscheinen die Figuren in den rekonstruierten, wahrscheinlich nicht ursprünglich zugehörigen Flügeln in Relief. Den unteren Abschluss des Schreins bildet ein mit Astwerk verzierter Streifen, der mit dunkelrotem Papier hinterlegt ist. Die Schnitzarbeit ist sorgfältig ausgeführt, was sich auch für das nur noch in Resten vorhandene vegetabile Ornament in der Hohlkehle sagen lässt.