Traditionell waren Denkmalsstatuen den Herrschenden vorbehalten. Erste Denkmale für Geistesgrößen bedienten sich der Formen von Grabmalen, hauptsächlich Urne, Säule und Obelisk. Dies gilt bereits für das erste Monument dieser Art in Deutschland, dasjenige für Gellert in Leipzig (1774). Wie dieses wurde das Denkmal für Anna Louisa Karsch 1784 in einem Landschaftsgarten errichtet, doch anders als dieses bediente es sich der Form einer Porträtstatue. Es handelt sich um das erste Standbild in deutschen Landen, das einem Dichter, zumal einer Frau, errichtet wurde - eine Inkunabel des bürgerlichen Denkmalkults...Anna Louisa Karsch (1722-1791) war einfachster Abstammung, kam 1761 nach Berlin und gewann durch ihre Dichtung die Bewunderung der gebildeten Welt. Mit Gleim war sie durch eine jahrzehntelange Freundschaft verbunden. Über ihn lernte sie den Halberstädter Domdechanten Ernst Ludwig Freiherr von Spiegel kennen, Gleims Vorgesetzten und Freund, den sie auf die Idee brachte, die Berge südlich der Stadt zu einem Landschaftsgarten gestalten zu lassen. In diesem, fortan Spiegelsberge genannten Park ließ Spiegel das von dem weiter kaum nachweisbaren Bildhauer J. C. Stubinitzky geschaffene Standbild aufstellen...Dass ein Denkmal noch zu Lebzeiten der geehrten Persönlichkeit errichtet wurde, war und blieb ungewöhnlich und ist nur vor dem Hintergrund des Freundschafts- und Vergegenwärtigungskultes zu verstehen, der im Kreise Gleims betrieben wurde...Gegen Ende des 19. Jahrhunderts verwahrloste der Park. Sehr viele Statuen erlitten Beschädigungen durch Vandalismus. Das Denkmal der Karschin büßte seinen Kopf ein, ohne dass dieser jemals bildlich dokumentiert worden wäre. Um 1900 wurde es in die Obhut des Gleimhauses überführt und erhielt einen neuen Kopf, eine Arbeit des Halberstädter Bildhauers Karl Kößler, der Karl Christian Kehrers Altersbildnis der Dichterin in Gleims Freundschaftstempel als Vorlage diente...Aus konservatorischen Gründen wurde das Standbild im Jahr 2005 aus