Bei dieser Uhr handelt es sich um einen bestimmten Typus, den der Berliner Uhrmacher und Uhrenfabrikant Christan Ernst Kleemeyer (1739-1799) häufig für seine Flötenspielwerke benutzte. Eine sehr ähnliche Flötenuhr mit Säule aus seiner Fabrikation befand sich vor 1921 im Parolesaal des Berliner Schlosses (Auktion Christie’s Amsterdam, 2016), mindestens zwei weitere Flötenuhren mit Säulen vom gleichen Uhrmacher sind in Privatbesitz bekannt. ..In der hier vorgestellten Uhr gibt es allerdings nur noch ein Geh- und Schlagwerk. Das Musikwerk im unteren Kasten ist nicht bzw. nicht mehr vorhanden. Aufgrund des Gehäusetyps, der Dekoration mit Musikinstrumenten und einiger konstruktiver Details im Inneren des Kastens sowie mit Hilfe von Vergleichen mit ähnlichen Flötenspieluhren kann davon ausgegangen werden, dass diese Uhr ursprünglich mit einem Musikspielwerk, wahrscheinlich einem Flötenwerk, ausgestattet war...Ende 1904 kaufte das Kunstgewerbemuseum die Uhr von „S. Ratzersdorfer & Sohn in Wien“ an. Das war wohl der Grund dafür, diese Uhr lange Zeit als ein Wiener Produkt anzusehen. Die erhaltene Mechanik verweist aber eindeutig auf Berlin als Herstellungsort. Bei den oben erwähnten Verkäufern der Uhr handelt es sich höchstwahrscheinlich um Nachfahren von Hermann Ratzersdorfer. Dessen Vater vertrieb bereits Antiquitäten in Wien. Hermann selbst besaß eine Kunstsammlung und betrieb von 1843 bis 1881 in Wien eine Bijouterie- und Schmuckwarenfabrik, die sich auch der Imitation von alten Möbeln, Porzellanen und anderem Kunsthandwerk früherer Epochen widmete. Sie bestand offenbar noch bis in die Zeit des Ersten Weltkrieges. Die unten beschriebenen Veränderungen in der Gehäusekonstruktion können auf einen späteren Umbau hindeuten, bei dem das ursprünglich vorhandene Flötenwerk entfernt wurde. Das Kunstgewerbemuseum stellte die Uhr nach 1918 im Schlossmuseum im Berliner Schloss, heute in seinem Haus am Tiergarten aus.