Die Vorderseite der Postkarte, die das Hermannstädter Sagtor zeigt, das 1854 abgetragen wurde. Hermannstadt ist das heutige Sibiu in Rumänien..-----."…wenigstens soviel sollst Du von ihr haben." Mit diesen Worten schickt Herr Mangalia am 25.August 1988 die Zähnchen seiner 6 Jahre alten Tochter aus Rumänien zu seiner Frau nach Stuttgart. Die beiden waren zu dem Zeitpunkt seit 7 Jahren verheiratet. Sie gehört zur Minderheit der Siebenbürger Sachsen in Rumänien, er zur Mehrheitsgesellschaft. Frau Mangalia war wenige Monate zuvor zu Freunden nach Deutschland ausgereist und nicht zurückgekehrt. Das Ehepaar hatte das so beschlossen, weil sie ein zweites Kind erwarteten und sie sich eine bessere Zukunft in Deutschland erhofften. Doch der rumänische Staat verweigerte Herrn Mangalia und der gemeinsamen Tochter die Ausreise im Rahmen der Familienzusammenführung. Der Staat reagierte stattdessen mit Repressionen; Herr Mangalia verlor seine Arbeit als Trainer im Leistungssport. Bar jeder Einkünfte musste er mit dem Kind wieder bei seinen Eltern einziehen. Monate um Monate vergingen und alle Ausreiseanträge wurden abgelehnt. Im August 1988 schickte er seiner Frau und seinem inzwischen geborenen Sohn eine Postkarte auf der er die Zähne ihrer Tochter, die frisch ausgefallen waren, aufklebte und hoffte damit die staatlichen Institutionen zu erweichen. Aber es half nichts, erst über ein Jahr später im September 1989 durften die beiden nach Deutschland ausreisen. Kurze Zeit später brach in Rumänien die Revolution aus und fegte das politische System hinweg. Seinen in Bad Cannstatt geborenen Sohn hält er erstmals eineinhalb Jahre nach dessen Geburt in den Armen. Vorher kannte er ihn nur von Fotos. Nach zwei Jahren und drei Monaten war die Familie wieder vereint.