Bei diesem Stück handelt es sich um das Oberteil eines zweiteiligen Damenkleides, welches in Prinzess-Form / im Stil der Kürassmode* gearbeitet wurde...Das Grundmaterial bildet ein schwarzer Seidenrips (Leinwandbindung, Ripseffekt durch starken oder doppelten Schuß). Die hinteren Schöße verlaufen unten zugespitzt, in der Mitte befindet sich über der Turnüre** eine tiefe Kellerfalte...Der Verschluss erfolgt mit elf Posamentenknöpfen. Auf den 11 cm breiten Aufschlägen der langen Ärmel befinden sich ebenfalls je drei Posamentenknöpfe, außerdem (außen) ein Einsatz aus einem Riegel mit drei Faltenrüschen...Das Oberteil hat einen 1 cm breiten Kragen und ist vollständig mit bräunlichem Baumwollstoff gefüttert. Die Unterkante ist mit einer dicken Kordel in Seidenbezug besetzt. Im Rücken befindet sich ein fest eingenähtes, 2,8 cm breites Taillenband aus Baumwollköper.....*benannt nach dem Brustharnisch früherer Zeiten. Von 1875 - 1881 hatten die Frauengarderoben eng anliegende, stark über die Taille hinaus verlängerte, die Figur modellierende Oberteile, meistens in Prinzess-Form (= nur mit Längsnähten auf Taille gearbeitetes Kleid oder Oberteil)....**Turnüre: Seit dem Spätbarock immer einmal wiederkehrendes Reifengestell oder Polster für das Gesäß. Mit der Mode wechselte auch die Bezeichnung. Es handelte sich um ein Gestell aus Fischbein- oder Stahlstäben, die mit Bändern oder Stoff verbunden waren, halbkreisförmig und lang, oder um kleinere Polster. Sie wurden über das Gesäß gelegt und um die Taille herum festgebunden, darüber wurde der Rockstoff gebauscht. Die in der Kürassmode langen Schöße des Oberteils mussten dafür Platz bieten, sie wurden mit tiefen Falten versehen. 1869 bis 1875 (Kürassmode) und 1882 bis 1888 (hier auch Cul de Paris genannt) in Mode.