Detailansicht der Kastenfront.-----.Der Bettler auf dem Schlittenkasten wendet sich dem Betrachter zu und spielt für ihn die Drehleier. Dazu singt er und hebt tänzelnd den linken Fuß hoch. Dass der Mann verarmt ist, machen die derangiert wirkende Kleidung und das zottige Haupt- und Barthaar des Mannes deutlich. Sein leerer Blick lässt erahnen, dass er erblindet ist...Als Vorbild für die Figur des Bettlers diente dem Bildhauer der Drehleiermann aus der 1622/23 entstandenen Bettlerfolge von Jacques Callot (1592-1635). Das graphische Vorbild ist vor allem hinsichtlich der Kleidung fast identisch ins Dreidimensionale übersetzt worden. Doch dem zeitlichen Abstand gemäß ist aus dem breitbeinig dastehenden, grobschlächtigen Kerl Callots bei der Schlittenfigur ein sich elegant bewegender Bettler geworden. lm Mittelalter noch den anderen Instrumenten ebenbürtig, wurde die Drehleier lange Zeit missachtet und war nur noch bei der ländlichen Bevölkerung im Gebrauch. Wie auch die Sackpfeife erlebte sie vor allem in Frankreich im 18. Jahrhundert eine kurze Renaissance als Dilettanten- und Virtuoseninstrument; zeitweise war sie aber auch das Instrument der Bettler...Die bei den barocken Schlitten oft sehr direkt herbeigeführte Assoziation, der Schlitten gleite über Wasser dahin wie eine Muschel über das Meer, ist hier nur noch subtil angedeutet. Stellvertretend für das Wasser bedecken Ornamente noch den unteren Kastenrand und scheinen von dort emporzuschnellen wie Gischt. ..Wie zwei weitere Schlitten in der Sammlung (Hanswurst- und Pandur-Schlitten) ist der Bettler-Schlitten um 1750 zu datieren und dem Bildhauer Konrad Binder zuzuschreiben. ..[Fritz Fischer]