Vorderseite.-----.Die aquarellierte Federzeichnung des Hagener Künstlers und Grafikers Reinhard Hilker (*1899, †1961) bezieht sich auf den 4. März 1935. An diesem Rosenmontag fand der erste Karnevalszug in Hagen statt. Im Vordergrund sind mehrere Figuren zu sehen. Sie laufen hinter einem Poseidon mit Dreizack. Das auf den ersten Blick harmlose und fröhliche Karnevalsbild besitzt einen perfiden Hintergrund. Es handelt sich um (von links nach rechts) den teuflischen „November-Verbrecher“ von 1918, dann ein „Gauner“, gefolgt vom „Hausierer“ und dem „Talmud-Juden“. Die Figuren lassen sich geläufigen antisemitischen Klischees und Vorurteilen zuordnen. Von Reinhard Hilker ist es die einzige bislang bekannte Arbeit dieser Art. Vermutlich gehörte die Zeichnung aber zu einer Serie, die als verschollen gelten muss...Es ist wahrscheinlich, dass die Zeichnung eine reale Gruppe aus dem Hagener Rosenmontagszug im März 1935 wiedergibt. In den Monaten vor Verkündung der „Nürnberger Rassegesetze“ im September des Jahres kam es zu pogromartigen Ausschreitungen und antisemitischen Aktionen. Sie wurden durch die NSDAP und das vulgär-pornografische Hetzblatt „Der Stürmer“ gelenkt. Auch in Hagen fanden Gewalttaten und „Aktionen“ gegen Juden statt, bis hin zu öffentlichen Demütigungen und Misshandlungen. Über einige Hauptstraßen waren im Sommer 1935 große Transparente mit antisemitischen Parolen gespannt. Im Verlauf des Jahres wurden in Hagen, in den Stadtteilen und in Hohenlimburg gleich mehrere neue „Stürmer-Kästen“ aufgestellt. Sie ermöglichten das kostenlose Lesen des vom fränkischen Gauleiter Julius Streicher herausgegebenen Wochenblatts...Hilker hatte 1919/20 am Staatlichen Bauhaus in Weimar studiert. Karl Ernst Osthaus ermöglichte ihm 1920 im Hagener Museum Folkwang seine erste Ausstellung. Mit dem Maler Christian Rohlfs verband ihn ein freundschaftliches Verhältnis. Bis 1927 war er Mitglied der Künstlergruppe „Der Fels“ u