Maria schaut nachdenklich zu dem Christusknaben, der sie zärtlich an der Wange faßt. Mit dem Zeigefinger berührt Maria die Brust des Kindes, beider Hände weisen auf die Stelle hin, wo Christus später mit einem Lanzenstoß am Kreuz verletzt wird. Die Komposition erinnert an die linke Tafel des Diptychons von Pietro Lorenzetti, wo der Mutter-Kind-Szene gegenüber ein Schmerzensmann dargestellt ist. Eine solche Funktion ist für diese Tafel ebenfalls zu vermuten. Sie gehört zu den wenigen Beispielen der Lindenau-Sammlung, welche noch einen Originalrahmen besitzen. Ein mit Nelken und Kornblumen dekorierter vergoldeter Rahmen faßt die Bildtafel ein. Die Rückseite trägt auf einer Porphyrbemalung die Signatur des Meisters: OPVS IOHANNI. Diese dem Betrachter kostbare Gesteine, vorwiegend Marmor vortäuschende Malerei erfreute sich seit dem 14. Jahrhundert zunehmender Beliebtheit. Auf der ursprünglichen Deckelseite angebracht, dient sie bei Diptychen vor allem als Dekor der durch Benutzung leicht zu beschädigenden Außentafel.