Mit kaum einer anderen Firma ist der Begriff der „Guten Form“ so eng verbunden wie mit dem westdeutschen Elektrogerätehersteller Braun. In den Nachkriegsjahren repräsentierte er die neuen Grundwerte guter Gestaltung: Ökonomie der Mittel, Funktionalität, Hochwertigkeit, Langlebigkeit und Ehrlichkeit. Die Radio-Plattenspieler-Kombination „SK 4“ aus dem Jahre 1956 und ihre kaum veränderten Nachfolgemodelle „SK 5“, „SK 6“ und SK 61“, zählen zu den bekanntesten Geräten der Firma. In den bürgerlichen Wohnzimmern der 1950er Jahre, wo Radios in edlen Holzgehäusen oder gar in sogenannten Musiktruhen versteckt wurden, löste der nüchterne „SK 4“ eine kleine Revolution aus. Ein hell lackiertes Blechgehäuse, glatte, schmucklose Seitenteile aus Holz und ein durchsichtiger Deckel aus Plexiglas, der den Blick auf die Bedienungselemente freigibt, war sensationell und zugleich schockierend in seiner asketischen Ästhetik. Das Gestaltungskonzept überließ nichts dem Zufall: Die Bedienung der l-förmig angelegten Knöpfe erfolgte ausschließlich von oben, die Typografien der Skalen waren nach Vorgaben des Ulmer Architekten Otl Aichers gestaltet und die Plattenspielereinheit war ein Entwurf Wilhelm Wagenfelds. Für das Gesamterscheinungsbild jedoch waren in der Hauptsache Hans Gugelot und Dieter Rams, der auch die Idee der Plexiglashaube einbrachte, verantwortlich. Mit diesem Entwurf läutete Braun eine neue Ära der technischen Produktkultur ein. Überraschend schnell avancierte der nüchterne Quader, im Volksmund aufgrund der Plexiglashaube auch „Schneewittchensarg“ genannt, zum Lieblingsobjekt der Architekten und Intellektuellen.....Schenkung von Herta und Hansjörg Koch, Lörrach, 2009.