Im Oktober 1939 stellte der seit 1903 in Eberswalde lebende Journalist und Heimatforscher Rudolf Schmidt (1875-1943) in einer Tageszeitung zwei Radierungen des damals noch jungen Graphikers Otto Rathke vor. Neben dem „Eberswalder Rathaus mit dem Marktplatz“ (Inv.-Nr. V 6886 K2) ist es der hier gezeigte „Blick in die Brautstraße“. Mit sicherem Gespür für malerische Wirkung hielt Rathke ein Stück von Alt-Eberswalde fest, wie es vor allem in diesem Abschnitt der Brautstraße seit 1945 nicht mehr existiert. Der Betrachter des Bildes steht kurz vor der Kreuzung mit der Breiten Straße und blickt nach Südwesten in Richtung Kirchplatz. Vorn links, die beiden Eckhäuser, Breite Straße 50 und dahinter Breite Straße 24, haben den Krieg überstanden. Die überwiegend aus der Mitte des 18. Jahrhunderts stammende Bebauung auf der rechten Seite, von der Brautstraße 1 am Kirchplatz bis zum Eckhaus Breite Straße 49 rechts im Vordergrund wurde hingegen komplett zerstört. [Thomas Sander] ....bez.: u.l.: Originalradierung