Gesamtansicht.-----.Dieses medizinische Instrument, das für die Entfernung von Blasensteinen genutzt wurde, bezeichnet man als Lithotomieskalpell. In den antiken und byzantinischen Schriften wird es von den Autoren Aulus Cornelius Celsus (15 v. bis 50 n. Chr.) und Paulos von Aegina (625-690 n. Chr.) erwähnt. Dieses Skalpell ist an einer Seite mit einem tropfenförmigen, nach oben gebogenem Spatel versehen. Ein Charakteristikum ist, dass die Innenseite des Spatels angeraut, während die Außenseite glatt ist. Auf der gegenüberliegenden Seite sieht man eine tiefe, quer verlaufende Einkerbung mit Rostspuren, in der sich Reste des austauschbaren eisernen Skalpells befinden. Der Griffstab ist im Querschnitt viereckig und an der Skalpellseite dicker als an der Spatelseite. Zum Spatel hin sind zwei Rillen profiliert und darüber sind die vier Ecken eingekerbt. Auf der Skalpellseite sind zwei Rillen, die jedoch nur drei Seiten umschließen, und darüber befinden sich ebenfalls vier Einkerbungen an den Griffecken. Doppelfunktionen von medizinischen Instrumenten der Antike sind keine Seltenheit, da somit verschiedene Geräte bei der Behandlung schnell zur Verfügung standen...Autor: Florian Schneberger, Berufsfeldpraktikant im Masterstudiengang Ur- und Frühgeschichte an der WWU Münster